1902 -
Braunschweig Leipzig
: Wollermann
- Autor: Carstensen, Carl
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Nordens vertraut gemacht hatte. Ein treuer Klosterbruder mußte an
der Schlei seine Stelle vertreten, und Ansgar ging nach Schweden.
Auf der Reise über die Ostsee wurde sein Fahrzeug von einem Wikinger-
schiff überfallen und völlig ausgeplündert. Ansgar verlor alle seine
Bücher. Da das Schiff auch noch strandete, so mußte er mit seinem
Gehilfen Wittmar die Reise durch Wälder und Wildnisse zu Fuß fort-
setzen. Der König nahm die Missionare wohlwollend auf und ge-
stattete ihnen, überall ungehindert zu lehren und zu taufen. Andert-
halb Jahre trieb Ansgar sein Werk mit großem Erfolg und gründete
auf dem Landgut eines vornehmen Schweden, der zum Christentum
übergetreten war, die erste Kirche.
4. Als Ansgar aus Schweden zurückkehrte, schlug Kaiser Ludwig
vor, den eifrigen Glaubensboten zum Erzbischof von Hamburg zu er-
uennen. Der Papst bestätigte ihn in dieser Würde. Ansgar durchzog
nun predigeud und taufend als neuer Erzbischof das Laud, und in-
folge seiner Anregung wurden zu Bramstedt, Kellinghusen und Faldera
oder Wippendorf, dem späteren Neumünster, Kirchen erbaut. Durch
Übersiedlung von Mönchen aus Neu-Corvep gründete Ansgar in
Hamburg ein Kloster, mit dem er zugleich eine Missionsschule
verband.
Im Jahre 850 wurde die erste christliche Kirche „auf dem Holm"
in Schleswig erbaut und ein Priester angestellt. Ansgar predigte
selbst auch oft in dieser Kirche, und die Ausbreitung des Christentums
nördlich von der Eider nahm einen guten Fortgang.
5. Um diese Zeit starb der Erzbischof von Bremen, und Ludwig
der Deutsche wußte es durchzusetzen, daß Ansgar das erledigte Erz-
bistum erhielt. So war Ansgar nun Erzbischof von Hamburg und
Bremen und hielt sich von der Zeit an meistens in Bremen auf.
Aber so hoch er auch gestellt war, so vermied er doch alleu Prunk
und Aufwand. Er trug ein härenes Gewand auf bloßem Leibe und
nährte sich größtenteils von Brot und Wasser. Nicht weit von Bremen
ließ er sich eine kleine Zelle bauen, die er „Ruheleben" oder „Sorgen-
frei" nannte, und die er als „sein Kämmerlein" benutzte, um sich
von der anstrengenden Arbeit zu erholen und sich im Gebet mit Gott
zu beschästigeu. Die größte Freude seines Alters war es, daß es ihm
gelang, in Holstein die Fesseln derer zu lösen, die von ihren Herren
als Kriegsgefangne in harter Sklaverei gehalten zu werden pflegten,
wie er denn überhaupt einen großen Teil seines Einkommens dazu
verwandte, Christensklaven und Gefangne loszukaufen.