1902 -
Braunschweig Leipzig
: Wollermann
- Autor: Carstensen, Carl
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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davon kommt zum Könige; er entblößt sein Haupt und dankt Gott für
den Anfang des Sieges. Kroaten und feindliche Kürassiere, vom Kopf
bis zum Fuß in dunkeln Rüstungen, stehen ihm gegenüber. „Greift sie
an, die schwarzen Burschen!" spricht er zu den Seinen. Kühn dringt er
vor und gerät zwischen die feindlichen Kürassiere. Sein Pferd bekommt
einen Pistolenschuß durch den Hals; ein zweiter Schuß zerschmettert seinen
linken Arm. Er will umkehren; aber in demselben Augenblick erhält er
einen Schuß in den Riicken und fällt vom Pferde, das ihn noch eine
Strecke in den Steigbügeln fortschleppt. Die Kunde, daß er schwer ver-
wundet, daß er gefallen sei, entflammte die Seinen zu neuem Mute.
Wie tapfer auch die Kaiserlichen fochten, die Schweden blieben doch Sieger.
Der Sieg bei Lützen war teuer erkauft; aber Frieden — Frieden brachte
er nicht. Noch 16 Jahre lang dauerte der schreckliche Krieg.
2. Der Schwedenstein bei Lützen giebt die Stelle an, wo Gustav Adolf
gefallen ist. Über ihm erhebt sich ein Denkmal, das das dankbare Deutsch-
land dem Helden gesetzt hat. Weit herrlicher aber ist ein andres Denkmal,
das nicht aus Stein oder Eisen besteht. Es ist die Gustav-Adolf-
Stiftung. 200 Jahre nach dem Tode des Helden, der den Evangelischen
ihren Glauben retten half, haben diese einen Verein gegründet und nach
seinem Namen benannt. Dieser Verein hat schon vielen armen Glaubens-
brüdern, die unter Katholiken wohnen und keine Geistlichen und Lehrer
haben, Kirchen, Pfarr- und Schulhäuser gebaut und Seelsorger und Lehrer
gegeben, damit sie Gottes Wort hören und lernen können und der evan-
gelischen Kirche erhalten bleiben.
Heinrich Dittmar.
253. Der grosse Kurfürst und der französische
Gesandte.
Einst befand sich der Kurfürst ans der Jagd im Grunewald.
Das Treiben hatte eben begonnen, als ein Eilbote erschien mit
der Meldung: „Es ist ein grosser Zug französischer Hugenotten
in Berlin eingetroffen, die, wie ihre Vorgänger, Euer Durchlaucht
Schutz anflehen. Der französische Gesandte, Herr von Rebenac,
hat aber gegen das Verbleiben der Flüchtlinge in Berlin Ein-
spruch erhoben, — sie sollen wieder zurück, woher sie gekommen
sind.“
„Oppen,“ sagte der Kurfürst, „lass abblasen! Schnell zurück
ins Jagdschloss! Um elf Uhr muss ich in Berlin sein.“
Um elf Uhr hielt der Jagdwagen im Hofe des Berliner
Schlosses. Friedrich Wilhelm begab sich in seine Gemächer und
befahl kurz: „Umkleiden!“