1902 -
Braunschweig Leipzig
: Wollermann
- Autor: Carstensen, Carl
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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5. Neunundneunzig Tage rang der Kaiser „furchtlos und be-
harrlich“ mit dem gewaltig um sich greifenden Übel; dann zwang
es ihn aufs Sterbelager. Am 1. Juni war er auf der Havel nach
Potsdam gefahren; ihn zog es mit Sehnsucht nach der Stätte, wo
einst seine Wiege gestanden hatte, nach dem Neuen Palais. Am
15. Juni war der herbe Kampf ausgesuchten; seligen Frieden
auf dem Antlitz, lag Kaiser Friedrich Iii. da; er hatte überwunden.
Seine sterblichen Feste wurden in die Friedenskirche bei Sans-
souci übergeführt, wo sie jetzt in einem Mausoleum ruhen. Ein
Held war aus dem Leben geschieden, ein Held des Friedens, ein
Held des Krieges, ein Held im Leiden und im Sterben. Lautes
Wehklagen erscholl überall, so weit die deutsche Zunge klingt’;
war doch „unser Fritz“ dahingegangen, an dem das deutsche Herz
mit Innigkeit gehangen hatte.
Evers.
28ü Aaiser Wilhelm Ii.
Pie erste Regierungsthätigkeit Kaiser Wilhelms Ii. galt der
Befestigung des Friedens, der Grundlage wahren Volkswohls. Er
unternahm zu diesem Zweck Reisen nach Rußland, Schweden, Däne-
mark, dann durch Deutschland nach Ostreich und Italien. Zn
allen diesen Ländern befestigte er entweder die schon bestehende
Freundschaft mit den Herrschern — wie in Ostreich und Italien —
oder knüpfte neue an, wie in den nordischen Reichen. Der Empfang
Kaiser Wilhelms war überall höchst ehrenvoll und der Rlachtsülle
des einigen deutschen Reiches entsprechend. Ganz besonders herzlich
wurde unser Kaiser in Ostreich und Italien aufgenommen. Im
Gommer 1889 folgte dann die Reise nach England, um seine Groß-
mutter, die Königin Viktoria, zu besuchen und einer großen Flotten-
schau beizuwohnen. Die Aufnahme an dem verwandten englischen
Königshofe und seitens des stammverwandten englischen Volkes war
geradezu großartig. Kaiser Wilhelm wurde zum Ehren-Admiral
der englischen Flotte ernannt, eine Auszeichnung, die noch keinem
Fürsten zu teil geworden war.
Im herbst desselben Jahres fuhr der Kaiser in Begleitung
der Kaiserin Auguste Viktoria mit einem glänzenden Gefolge nach
Griechenland zur Teilnahme an den Vermählungs-Feierlichkeiten
seiner Schwester, der Prinzessin Sophie, mit dem Kronprinzen