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1. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 144

1897 - Wittenberg : Herrosé
144 winkten bald da, wo sonst die Eulen schrieen und die Unken riefen. Die Veredlung der Obstbaumzuchr ging gleichfalls von den Klöstern aus. In diesen wurden zuerst besondere Geräte zum Garteilban ver- fertigt. Die Mönche hielten Wirtfchaftskalender, in die sie alle Erfahrungen über Viehzucht, Saatbcstellung und Ernte eintrugen. Besondere Aufmerksamkeit widmete man dem Weinbau. Die vorzüg- lichsten Rebengelände Deutschlands wurden von den Klosterbewohnern angelegt, z. B. legten Mönche die Weinberge an der Bergstraße und am ganzen Rhein an. Aufmunternd wirkten die Klöster auch auf die Gewerbe. Die Bereitung des Bieres ging von ihnen aus. Ihre Mühlen verarbeiteten die Erzeugnisse des Landbaues. Da der Überfluß in entfernte Gegenden gesandt werden mußte, wurde die Schiffahrt betrieben, und Laienbrüder bauten und leiteten die Fahrzeuge. Brücken wurden erbaut und Landstraßen angelegt und verbessert. Die Bauten der Klosterbrüder waren Vorbilder in Bezug auf Sicherheit ltitb besseren Geschmack. Wollenweberei und Färberei begann bald in den Klöstern. Freilich sorgten sie nur für den eigenen Bedarfs allein diese Gewerbe- thätigkeit weckte doch den Nachahmungstrieb und regte den Wett- eifer an. Der Unterricht der Jugend nnb die Pflege der Wissenschaften haben beit Klöstern viel zu danken; überhaupt waren diese die Träger und Vermittler der gesamten Kultur. Die Baukunst vollendete sich bei der Errichtung von Klöstern und Kirchen. Die Ausschmückung derselben durch Darstellungen aus der heiligen Geschichte erforderte geschickte Maler. Die Mönche förderten die Bildung durch Schreiben und Ver- vielfältigen von Büchern. Wohlthätigkeit unter allen Formen galt als Pflicht der Klöster; die Not wurde durch Almosen gelindert, der Wan derer und Pilger erfreute sich der Gastfreundschaft, die Kranken ivurden gepflegt. Bekleidung und Ernährung gab man den zugewiesenen armen Kindern. Bei größeren Landesnöten und Mißwachs waren die Klöster die offenen Zufluchtsstätten aller Hungernden. Bon Mainz aus, ivo Winfried den erzbischöflichen Stuhl einnahm, lenkte er sein Werk. In der That ist er einer der größten Wohlthäter der Deutschen geworden. Deshalb erhielt er den Namen Bonisaeius, d. h. Wohlthäter. Im Wirken fand der 74jährige Menschenfreund seinen Tod. Noch war ein Teil der Friesen unbekehrt; deshalb wollte er das Werk seiner Jugend als Greis vollenden. Ehe er den Rhein hinabfuhr, bereitete er voll Todesahnung das Leichentuch, in das er gehüllt sein wollte. Im Friesenlande angekommen, predigte er mit gutem Erfolge. Einst erwartete er Neugetaufte zur Erteilung zur Firmlung. Statt der Be kehrten brach jedoch eine wilde Schar heidnischer Friesen aus dem Walde hervor. Das Evangelienbuch über dem Haupte haltend, endete Winfried unter den Äxten der Mörder. Sein Leichnam ruht in Fulda. Vor Karl dem Großen hat niemand einen gewaltigeren Einfluß auf Deutschland ausgeübt, als Bonisaeius, der mit vollem Rechte der „Apostel der Deutschen" genannt wird. Wir ehren ihn hoch als den Begründer deutscher Natioualeinheit und Hersteller einer deutschen Kirche
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