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1897 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, J., Schanze, W.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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winkten bald da, wo sonst die Eulen schrieen und die Unken riefen.
Die Veredlung der Obstbaumzuchr ging gleichfalls von den Klöstern
aus. In diesen wurden zuerst besondere Geräte zum Garteilban ver-
fertigt. Die Mönche hielten Wirtfchaftskalender, in die sie alle
Erfahrungen über Viehzucht, Saatbcstellung und Ernte eintrugen.
Besondere Aufmerksamkeit widmete man dem Weinbau. Die vorzüg-
lichsten Rebengelände Deutschlands wurden von den Klosterbewohnern
angelegt, z. B. legten Mönche die Weinberge an der Bergstraße und
am ganzen Rhein an. Aufmunternd wirkten die Klöster auch auf die
Gewerbe. Die Bereitung des Bieres ging von ihnen aus. Ihre
Mühlen verarbeiteten die Erzeugnisse des Landbaues. Da der Überfluß
in entfernte Gegenden gesandt werden mußte, wurde die Schiffahrt
betrieben, und Laienbrüder bauten und leiteten die Fahrzeuge. Brücken
wurden erbaut und Landstraßen angelegt und verbessert. Die Bauten
der Klosterbrüder waren Vorbilder in Bezug auf Sicherheit ltitb besseren
Geschmack. Wollenweberei und Färberei begann bald in den Klöstern.
Freilich sorgten sie nur für den eigenen Bedarfs allein diese Gewerbe-
thätigkeit weckte doch den Nachahmungstrieb und regte den Wett-
eifer an. Der Unterricht der Jugend nnb die Pflege der Wissenschaften
haben beit Klöstern viel zu danken; überhaupt waren diese die Träger
und Vermittler der gesamten Kultur. Die Baukunst vollendete sich bei
der Errichtung von Klöstern und Kirchen. Die Ausschmückung derselben
durch Darstellungen aus der heiligen Geschichte erforderte geschickte
Maler. Die Mönche förderten die Bildung durch Schreiben und Ver-
vielfältigen von Büchern. Wohlthätigkeit unter allen Formen galt als
Pflicht der Klöster; die Not wurde durch Almosen gelindert, der Wan
derer und Pilger erfreute sich der Gastfreundschaft, die Kranken ivurden
gepflegt. Bekleidung und Ernährung gab man den zugewiesenen armen
Kindern. Bei größeren Landesnöten und Mißwachs waren die Klöster
die offenen Zufluchtsstätten aller Hungernden.
Bon Mainz aus, ivo Winfried den erzbischöflichen Stuhl einnahm,
lenkte er sein Werk. In der That ist er einer der größten Wohlthäter
der Deutschen geworden. Deshalb erhielt er den Namen Bonisaeius,
d. h. Wohlthäter.
Im Wirken fand der 74jährige Menschenfreund seinen Tod. Noch
war ein Teil der Friesen unbekehrt; deshalb wollte er das Werk seiner
Jugend als Greis vollenden. Ehe er den Rhein hinabfuhr, bereitete
er voll Todesahnung das Leichentuch, in das er gehüllt sein wollte.
Im Friesenlande angekommen, predigte er mit gutem Erfolge. Einst
erwartete er Neugetaufte zur Erteilung zur Firmlung. Statt der Be
kehrten brach jedoch eine wilde Schar heidnischer Friesen aus dem
Walde hervor. Das Evangelienbuch über dem Haupte haltend, endete
Winfried unter den Äxten der Mörder. Sein Leichnam ruht in Fulda.
Vor Karl dem Großen hat niemand einen gewaltigeren Einfluß
auf Deutschland ausgeübt, als Bonisaeius, der mit vollem Rechte der
„Apostel der Deutschen" genannt wird. Wir ehren ihn hoch als den
Begründer deutscher Natioualeinheit und Hersteller einer deutschen Kirche