1897 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, J., Schanze, W.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Verordnungen über Bauwesen, Verpachtung der Kämmereigüter
und Gemeindesteuern führten eine ganz neue Zeit für die Städte
herbei.
Eifrig war der König bestrebt, die Gewerbe, die damals
sehr daniederlagen, zu heben. Um die Wollindustrie zu
fördern, verbot er die Ausfuhr einheimischer Rohstoffe und die
Einfuhr fremder Wollwaren. Durch Handelsverträge mit Schweden
und Russland verschaffte er neue Absatzgebiete für deutsche Woll-
waren, ln Berlin gründete er eine Tuchfabrik im grossen Mals-
stabe und liess Weber, Spinner und Färber aus den Niederlanden
und anderen Ländern kommen.
Zur Hebung der Handwerker erliels er eine Handwerks-
ordnung, in der es heisst: ,,die Meister sollen die Lehrjungen in
gebührender Zucht halten, ihnen keinen Mutwillen noch andere
Ungebühr verstatten, hingegen sie zu Gottesfurcht und guten Sitten
soviel als möglich anhalten und unterweisen, an den Sonn-, Best-
und Busstagen zum Besuche des Gottesdienstes und zur Kinder-
lehre schicken, diese! bi gen auch, damit sie ihr Handwerk desto
besser erlernen, zu keiner anderen Hausarbeit, als was einem Lein-
jungen obliegt, gebrauchen, und wo sie immer Zucht und Be-
strafung bedürfen, dieselben gegen sie mit gebührender Bescheiden-
heit vornehmen, ihnen auch die zur Erhaltung der Gesundheit
benötigten Speisen und Trank reichen.“
Wie sein Vater war auch er dem österreichischen Kaiserhause
zugethan. Doch musste er am Ende seiner Regierung erfahren,
dass man in Wien seine Ehrenhaftigkeit missbrauchte. Am 81. Mai
1740 starb der König mit den Worten: „Herr Jesus, du bist mein
Gewinn im Leben und im Sterben.“
89. Friedrich Wilhelm Iii., 1797—1840.
Friedrich Wilhelm bestieg, siebenundzwanzig Fahre ach den Thron in
einer Feit, in der die französischen Heere siegreich gegen die verbündeten
Mächte vordrangen. Tie Franzosen hatten ihren König ermordet: eine
blutige Schreckensherrschaft war gefolgt, aber von der Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit war nichts zu erkennen. Gott hatte man abgesetzt:
göttliche und menschliche Ordnungen zertrümmert und statt dessen die
Vernunft zur Göttin erhoben und eine Willkürherrschaft begründet.
Ta kam Napoleon und machte sich znm ersten Konsul und danach
zum Kaiser der Franzosen. Weil er ihre Truppen von Sieg zu Sieg
führte, so folgten sie ihm mit Begeisterung. Für die Völker Europas
war er eine große Zuchtrute, durch die sie wieder zum lebendigen Gott
geführt wurden. Preußen hatte unter Friedrich Wilhelm Ii. 1795
den Frieden zu Basel mit Frankreich geschlossen und sich so von den
Verbündeten getrennt. Friedrich Wilhelm Iii. glaubte diesen Frieden
aufrecht erhalten zu müssen. Doch könnte Napoleon Treue nicht halten.
Er brachte es endlich dahin, daß ihm Preußen den Krieg erklärte. So
hatte er es gewollt. Preußen wurde bei Jena, 1806, von ihm gänzlich be-