1897 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, J., Schanze, W.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Garten enthält und hauptsächlich von den Mittelklassen besucht wird,
ist der Hydepark der größte, in dem besonders der hohe Adel
Englands sich zeigt. Das Parlamentsgebäude ist ein pracht-
volles gotisches Bauwerk. In der Westminsterabtei sind Könige,
Staatsmänner, Land- und Seeheldeu, Dichter und Gelehrte in Stein
und Erz verewigt.
So lebhaft es an den Wochentagen in London zugeht, so ruhig
ist es an Sonn- und Festtagen. Ein streng religiöser Sinn zeichnet
die Engländer aus. Fortwährend werden in London neue Kirchen ge-
baut, und doch sind fast alle kaum hinreichend für den Andrang der
Gläubigen. Die Sonntagsfeier ist eine äußerst strenge. Briese können
am Sonntage weder empfangen noch aufgegeben werden; der Verkehr
der Bahnen ist ein sehr beschränkter; die Wirtshäuser sind zum größeren
Teile geschlossen; Unterhaltungen durch Konzerte giebt es nicht.
Nach Verschiedenen.
112. Deutschlands wichtigst Industrien.
Das deutsche Gewerbe hat sich seit Beginn dieses Jahrhunderts
zur Großindustrie entwickelt. Seit dem großartigen Aufschwung
derselben im letzten Vierteljahrhundert steht das Deutsche Reich den
großen Industriestaaten England, Frankreich und Nordamerika eben-
bürtig zur Seite. Die einheimische Industrie versorgt nicht nur die
deutschen Staaten mit ihren Erzeugnissen, sondern bringt auch be-
deutende Massen von Waren zur Ausfuhr.
Am höchsten sind die Gewebe- (Textil-,) und Metallindustrie
in Hunderten von Zweigen entwickelt. Auch das Kuustgewerbe hat
einen früher nie geahnten Aufschwung genommen, wodurch dem durch
die Fabrikarbeit hart bedrängten Handwerk ein neues Gebiet erschlossen
ist. Die Papierfabrikation, die Herstellung von Thouwaren, die Spiel-
wareniudustrie, die Holzschnitzerei und Klavierfabrikation sind deutsche
Spezialitäten von Weltruf.
Der wichtigste Träger der heutigen Großindustrie ist die Maschine,
die in allen Zweigen des Gewerbes den Handbetrieb verdrängt, die
Arbeitsteilung, Massenherstellung und Herrschaft des Kapitals herbei-
geführt und die Güte der Arbeitserzeugnisse gefördert hat.
Große Jndustriebezirke haben sich besonders da entwickelt, wo der
Boden die zur Speisung der Maschinen notwendigen Kohlen schätze
birgt, und die nötigen Rohstoffe an Ort und Stelle gewonnen oder
doch leicht beschafft werden können. Unter den Rohstoffen ist heut-
zutage das Eisen der wichtigste Hebel der Großindustrie.
Die größten Steinkohlenmulden in Deutschland sind das rheinisch-
westfälische, oberschlesische, niederschlesische, das Saarbecken
und das Zwickau er und Plau ensch e Becken. In diesen Gegenden
ist daher auch die Großindustrie heimisch.
Zur Entwicklung der deutschen Großindustrie hat auch der Eisen-
bahnverkehr sehr erheblich beigetragen, indem dadurch schnell und
verhältnismäßig billig die verschiedenen Rohprodukte in die großen