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1. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 276

1897 - Wittenberg : Herrosé
276 lust erfüllt, eine eigene Maschinenbauanstalt zu gründen. Über Plan und Anlage der zu gründenden Fabrik war Borsig sich bald klar; aber es fehlte ihm das notwendigste — die Geld- mittel. In einer Bierstube beim Abendbrot erzählte er einem älteren Herrn von seinem Plan und dem der Ausführung des- selben entgegenstehenden Hindernis. Per alte Herr schüttelte den Kopf, liess sich jedoch nach einiger Zeit den Plan nochmals ausführlich erklären, bedauerte, selbst nicht das Geld zu haben, ivies jedoch Borsig an seinen Freund, den Geheimrat Sch. Hier fand Borsig geneigtes Ohr und erhielt zur Einrichtung 30000 Mark zu Stj2% Zinsen. Dieses Geld, die eigenen Ersparnisse und die rastlose Thätigkeit des alten Borsig waren die Grundlage aller seiner Werke. Innige Freundschaft verband bald die beiden Männer, die sich auch auf die Söhne übertrug. Die Werke dehnten sich aus, alle aufgenommenen Schilden waren bezahlt, auch die 30000 Mark sollten zurückerstattet iverden. Aber der Geheimrat und sein Sohn wollten davon nichts wissen. Sie sagten: „Ihr seid gross geworden durch dieses Geld: deshalb soll es zur Erinnerung stehen bleiben, zugleich, damit Ihr trotz Eueres Reichtums dennoch Schulden habt.“ Bis zur Aufgabe des Werkes lastete das Kapital auf dem Borsig sehen Besitztum. Die Maschinenfabrik erstand 1837 vor dem Oranienburger Thore in Berlin. Die ersten Maschinen wurden in Bretterschuppen gebaut. Die Zahl der Arbeiter betrug anfangs kaum 50. Bald war jedoch der Bau der Eisen- giesserei beendet und die erste Dampfmaschine zu deren Betrieb aufgestellt. Anfangs lieferte die Fabrik Eisengufswaren aller Art, besonders stehende Dampfmaschinen. Bis zum Jahre .1846 waren auf deutschen Eisenbahnen fast nur ausländische, englische und amerikanische Lokomotiven in Gebrauch. Das Ausland hatte reiche Erfahrungen, grosse Geldmittel, die besten Rohstoffe zu billigeren Preisen und das Vertrauen der deutschen Heimat zur Seite. Deshalb war das Unternehmen, den Lokomotivenbau bei uns heimisch zu machen, ein sehr gewagtes. Es gehörten ein ungewöhnlicher Mut und Scharfblick und eine unbeugsame Ausdauer dazu, in Wettbewerb zu treten. Borsig besass diese Eigenschaften in hohem Alafse. Die erste Lokomotive, zu deren Vollendung ein Jahr gebraucht wurde, verliess 1841 die Werkstätten, die hundertste 1846, die fünfhundertste 1854. Der grosse Bedarf an Schmiedeeisen, in der nötigen Güte bisher aus England bezogen, hatte bereits den alten Borsig bestimmt, eigene Eisen-, Walz- und Hammerwerke in dem nahen Aloabit anzidegen und grosse Eisen- und Kohlengruben in Schlesien zu erwerben. Der schlichte Zimmergeselle wurde also der Schöpfer einer neuen Industrie. Nach noch nicht zwei Jahrzehnten der Arbeit beschäftigten alle Anstalten Borsigs 2500 Arbeiter, und es-
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