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1. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 22

1910 - Wittenberg : Herrosé
22 Margarete schilderte ihm darauf fein Betragen, die Art, wie er einnehme und ausgebe, den Mangel an Aufmerksamkeit; selbst seine gutmütige Freigebigkeit kam mit in Anschlag, und freilich ließen ihn die Folgen der Handlungsweise, die ihn so sehr drückten, keine Entschuldigung ausbringen. Margarete konnte ihren Gatten nicht lange in dieser Verlegen- heit lassen, um so weniger, als cs ihr so sehr zur Ehre gereichte, ihn wieder glücklich zu machen. Sie setzte ihn in Verwunderung, als sie zu seinem Geburtstage, der eben eintrat, und an dem sie ihn sonst mit etwas Brauchbarem anzubinden Pflegte, mit einem Körbchen voll Geldrollen ankam. Die verschiedenen Münzsorten waren be- sonders gepackt, und der Inhalt jedes Röllchens war mit schlechter Schrift, jedoch sorgfältig, darauf gezeichnet. Wie erstaunte der Mann, als er beinahe die Summe, die ihm fehlte, vor sich sah, und die Frau ihm versicherte, das Geld gehöre ihm zu! Sie erzählte darauf, was sie ihm entzogen, und was durch ihren Fleiß erspart worden sei. Sein Verdruß ging in Entzücken über, und die Folge war, daß er Ausgabe und Einnahme der Frau vollstäudig über- trug, seine Geschäfte nach wie vor, nur mit noch größerem Eifer, be- sorgte, von dem Tag an aber keinen Pfennig Geld mehr in die Hände nahm. Margarete verwaltete das Amt eines Kassierers mit großen Ehren, kein falscher Laubtaler, ja kein verrufener Seck)ser ward angenommen, und durch ihre Tätigkeit und Sorgfalt fetzten sie sich nach Verlauf von zehn Jahren in den Stand, den Gasthof mit allem, was dazu gehörte, zu kaufen und zu behaupten. - » I. W. t>. Goethe. 17. Das Haus Gruit vau Zteen. Das Handelshaus Gruit van Steen war im Beginne des sieb- zehnten Jahrhunderts eines der angesehensten, reichsten und fest- begründetsten in Hamburg. Das Oberhaupt des Hauses war da- uwls Hermann Gruit, der nach dem Tode des ehrwürdigen Vaters mit der Handlung und dem Hause auch den alten Jansen als Erb- stück mit überkommen hatte, einen goldtreuen Diener des Hauses, mit Leib und Seele wie sonst dem alten, nun dein jungen Herrn zu- getan, den er schon als Kind auf den Knien geschaukelt hatte. Wenige verstanden das Handelswescn damaliger Zeit bis in seine äußersten Verzweigungen so von gründ aus, wie der alte Jansen, daher galt auch sein Wort in der Schreibstube wie das des Herrn selbst. Der dreißigjährige Krieg verheerte schon seit zwanzig Jahren unser armes Vaterland durch Raub, Mord und Brand von einem Ende zum anderen; Städte und Dörfer waren zu hunderten verheert und verlassen von den Bewohnern, die mit dem Vieh in die Wälder geflohen waren, um sich vor den räuberischen, blutigen Händen der gottlosen Kriegsleute zu retten. Unter diesen Umständen und namentlich auch bei der Unsicherheit der Straßen in allen Ländern war cs kein Wunder, daß der Handel stockte und vorzüglich der Be-
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