1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, W., Schanze, J.
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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und Hamster zum Schmause sich ein. Die beiden letzteren Gäste
begnügen sich aber nicht mit einer einfachen Mahlzeit, sondern
schleppen auch eiuen Vorrat für den Winter in ihren Bau. Auf
den Kornspeichern findet sich der braune Korn wurm, ein
Nüsselkäfer. Das Weibchen legt die Eier an die Getreidekörner.
Die Larven fressen das Mehl aus und verpuppen sich in den aus-
gefressenen Hüllen. Durch Umstechen des Getreides und Aussieben
der Käfer sucht man ihrer Massenvermehrung zu wehren. Auch
solleu sie sich unter ein Schaffell locken lassen, dessen wollige Seite
nach unten liegt. Die K o r n m o t t e, ein Schmetterling, legt
die Eier ebenfalls an die Körner. Die Raupe spinnt mehrere Körner
zusammen und frißt diese aus. Sie überwintert in einem Gespinste
aus abgenagten Holzteilen am Gebälke der Böden und verpuppt
sich im Frühling. Die Mehlwürmer, die gelblichen Larven
eines pechschwarzen Käsers, des Müllers, richten bei starker Ver-
mehrung auf Kornböden und in Mehlkasten großen Schaden au.
Teilweise nach Fr. Junge.
48. Das Papier.
In der Papier- und Pappenfabrikation steht Deutschland an
der Spitze aller Länder der Erde. Es bestehen jetzt in Deutschland
neben 100 Handpapierfabriken etwa 1000 Maschiuenpapier-
fabriken, die weit über 100 000 Arbeiter beschäftigen. 1898 wurden
in Delitschland 730 Mill. kg Papier und Pappen gefertigt; ein-
geführt wurden 6,3 Mill. kg Pappen und 1,6 Mill. kg Papier;
ausgeführt dagegen wurden 14 Mill. kg Pappen nnb 3,2 Mill. kg
Papier.
Der Papierverbrauch dient als Maßstab für den Bildungs-
grad eines Volkes. Die M a s s e n h e r st e l l u n g des Papiers
war eine Folge der Erfindung der B u ch d r u ck e r k u n st und
wuchs mit der Gründung der Volksschulen und der Ein-
führung des S ch u l z w a u g s. Die Steigerung des Papier-
verbrauchs im 19. Jahrhundert brachte diesem bcn Beinamen des
„papiernen".
Das Papier ist ein dünner Filz alls pflanzlichen Fasern. Nur
selten und zu geringen Sorten verwendet man tierische Haare,
Seide, Wolle und Leder. In der Regel liefert das Pflanzen-
reich die Rohstoffe: Flachs, Hanf, Jute, Stroh und Holz. Die
verwebten Faserstoffe wandern meist in Gestalt von Lumpen oder
Hadern in die Papiermühle. Hier werden sie ausgelesen, geklopft,
gereinigt, zerschnitten und zur Verwendung vorbereitet. Die
Trennung der Fasern beginnt im Hadernkocher. Er ist eine
hohle Kugel, die bis 3 m im Durchmesser groß ist und 2000 kg
Hadern auf einmal faßt. Sie dreht sich langsam herum, wird
mit einer scharfen Lauge gefüllt und bis 136° 6. erhitzt. Durch
Kochen und Bewegung werden die Hadern rein und mürbe. Ihre
weitere Zerkleinerung übernimmt ein Stampf- und Hammerwerk
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