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1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, W., Schanze, J.
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Ufer der Fulda, hatte er von fränkischen Großen eine reiche Land-
schenkung empfangen. Hier erbaute fein Freund und Schüler
Sturm, der in Bayern sich an ihn angeschlossen hatte, ein neues
Kloster und gründete eine Schule, die noch lange ein Segen der
kommenden Geschlechter blieb. Durch seinen Schüler Lullus ist er
auch der Gründer des Klosters Hersseld geworden. Die Klöster
haben wesentlich zur Hebung des äußeren Wohles der Deutschen
beigetragen. Den Ackerbau betrieben die Mönche als eine nützliche
Beschäftigung planmäßig. Sie bebauten öde und unfruchtbare
Orte und rodeten mit eigener Hand den Wald aus. Wo sonst
Bären und Wölfe gehaust hatten, entstanden friedliche Wohnstätten
der Menschen. Die wilden Gewässer wurden abgeleitet, und Deiche
wiesen die austretenden Ströme in ihr Bett zurück. Lachende Auen
und fette Weiden winkten bald da, wo sonst die Eulen schrieen und
die Unken riefen. Die Veredlung der Obstbaumzucht ging gleich-
falls von den Klöstern aus. In diesen wurden zuerst besondere
Geräte zum Gartenbau verfertigt. Die Mönche hielten Wirtschafts-
kalender, in die sie alle Erfahrungen über Viehzucht, Saatbestellung
und Ernte eintrugen. Besondere Aufmerksamkeit widmete man
dem Weinbau. Die vorzüglichsten Nebengelände Deutschlands
wurden von den Klosterbewohnern angelegt, z. B. legten Mönche
die Weinberge an der Bergstraße und am ganzen Rhein an. Auf-
munternd wirkten die Klöster auch auf das Gewerbe. Die Berei-
tung des Bieres ging von ihnen aus. Ihre Mühlen verarbeiteten
die Erzeugnisse des Landbaues. Da der Überfluß in entfernte
Gegenden gesandt werden mußte, wurde die Schiffahrt betrieben,
und Laienbrüder bauten und leiteten die Fahrzeuge. Brücken
wurden erbaut und Landstraßen angelegt und verbessert. Die
Bauten der Klosterbrüder waren Vorbilder in bezug auf Sicherheit
und besseren Geschmack. Wollenweberei und Färberei begannen
bald in den Klöstern. Freilich sorgten sie nur für den eigenen Be-
darf; allein diese Gewerbetätigkeit weckte doch den Nachahmungs-
trieb und regte den Wetteifer an. Der Unterricht der Jugend und
die Pflege der Wissenschaften haben den Klöstern viel zu danken;
überhaupt waren diese die Träger und Vermittler der gesamten
Kultur. Die Baukunst vollendete sich bei der Errichtung von
Klöstern und Kirchen. Die Ausschmückung derselben durch Dar-
stellungen aus der heiligen Geschichte erforderte geschickte Maler.
Die Mönche förderten die Bildung durch Schreiben und Verviel-
fältigen von Büchern.. Wohltätigkeit unter allen Formen galt als
Pflicht der Klöster; die Not wurde durch Almosen gelindert, der
Wanderer und Pilger erfreute sich der Gastfreundschaft, die
Kranken wurden gepflegt'. Bekleidung und Ernährung gab man
den zugewiesenen armen Kindern. Bei größeren Landesnöten und
Mißwachs waren die Klöster die offenen Zufluchtsstätten aller
Hungernden.
Von Mainz aus, wo Winfried den erzbischöflichen Stuhl ein-
nahm, lenkte er sein Werk. In der Tat ist er einer der größten