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1. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 179

1910 - Wittenberg : Herrosé
179 Schiffergesellschaften teilen sich in die Nutzung der Forste. Fast ausschließlich werden nur einzelne, besonders hohe Stämme, nie- mals größere Flächen geschlagen. Früher verstand keiner besser als der Schwarzwälder die riesengroßen Tannen und Fichten aus seinen Gebirgsbächen hinunter zum Rhein und Neckar zu flößen. Wer einmal gesehen, wie das lange Ungetüm seines Flosses mit reißender Schnelligkeit dahinschoß, daß man selbst im schnellsten Laufe nicht zu folgen vermochte, wird das Aufregende begreifen, welches in einer solchen Wasserfahrt liegt, und sicher hat dieses Leben auch aus die Entwicklung des Charakters der Talbewohner einen bedeutenden Einfluß geübt. Jetzt wendet man an allen steilen Lagen statt des Flößens die sogenannten Rinsen, Schlitten und das Seilen, auch Schleifen mit Zugvieh an. An den Gehängen sind die Waldungen mit Schlittwegen versehen, die teils schräg an den Berg- wänden selbst, teils durch natürliche Mulden und Schluchten an- gelegt erscheinen. Hierhin wird das Holz aus den Schlägen ge- tragen, geworfen oder durch sogenannte Fachrinsen, tragbare, aus Brettern zusammengefügte Rinnen, gebracht. Bei Schnee oder bei starkem Gefälle rutscht der beladene Schlitten auch auf dem nackten Boden ohne weitere Vorrichtung dem lenkenden Holzhauer nach. Wo oberhalb hoher und steiler Berghalden eine größere Menge Brennholz auf einen Platz zusammengebracht werden kann. wird es durch „Rinsen" zu Tal geschasst. Eine solche Rinse bringt das Holz aufwärts von dem Jagenhause in der Nähe des Höllentals über einen Höhenunterschied von 700 m herab. Der Rhein führt die mächtigen Flöße des Schwarzwaldes seinem Mündungslande zu. Mit breitkrempigem Hute, roter Weste und weißen Hemdsärmeln stehen die kräftigen Gebirgssöhne in langer Reihe aus dem schwimmenden Walde und lassen ihn in takt- mäßigem Ruderschlage den Strom hinabgleiten, um reichen Städten feste Unterlage, schwerfälligen Segeln Stütze zu gewähren, Meere zu befahren und fremde Länder zu beschauen. Seit Jahrhunderten bildet der Schwarzwald das unerschöpfliche Holzlager der Nieder- lande. Neben der Flößarbeit gewährt den Schwarzwäldern das Kohlen des Holzes, das Teerschwelen und Harzreißen Beschäftigung und Unterhalt, und wer kennt nicht die Schwarzwälder Holz- schnitzereien, die von der Kunstfertigkeit der Bewohner ein redendes Zeugnis ablegen? Im Schwarzwalde selbst hat der Waldreichtum eine ausgebrei- tete H o l z i n d u st r i e hervorgerufen; da fertigt man Bürsten, Kübel, allerlei Küchengerätschaften, Holzschuhe, Schachieln und geschnitzte Figuren. Das hackt und bohrt und klappert, wenn man durch den Wald fährt, daß man meint, in die Werkstätte unter- irdischer Gnomen gekommen zu sein. Glashütten und Hammer- schmieden trifft man in jedem Waldbezirke. Die eigentümlichste Industrie aber, die den Namen des Schwarzwaldes und seines geschickten und fleißigen Volkes fast über die ganze Welt getragen 12*
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