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1. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 182

1910 - Wittenberg : Herrosé
182 ganger ohne große Beschwerden aus steile Höhen, zackige Felsen und in wilde Schluchten führen und ihm überhaupt die reizendsten Stellen der Gebirgsnatur erschließen. Fast überall begrüßt uns daselbst Anmut und trauliches Leben. Üppige Wiesen und stattliche Waldungen sind ein Hauptschmuck des Thüringerwaldes. Vor allem ladet den Wanderer der erquickende Schatten herrlicher Buchen ein, deren dichtes Laubdach hier und da von mächtigen Baumriesen überragt wird. Abwechselnd mit diesen Laubwäldern bedecken wohlgepflegte Waldungen von Nadelhölzern Berg und Tal. Saftige Waldwiesen und an den ausgerodeten Berglehnen von den Talbewohnern angelegte Äcker vollenden die Schönheit der Gebirgs- landschaft. Aus alledem wird uns verständlich, warum der Thüringer- wald mehr und mehr zur sommerlichen Wallfahrtsgegend zahlloser Reisenden geworden ist, die in der frischen Waldeslust sich erholen wollen. Auch Kaltwasserkuren, überall eingebürgerte Fichtennadel- bäder oder einzelne Mineralquellen verheißen den Leidenden Linderung. Neben dem stillen Naturleben des Thüringerwaldes hat be- sonders auf und an dem mehr ausgebreiteten Südostteile seit langer Zeit Gewerbesleiß aller Art seine Werkstätte vielfach aufgeschlagen. Der mühsame Kornbau auf der kargen Ackerkrume der Berglehne konnte die zahlreiche Bevölkerung nicht ernähren; das Bedürfnis schärfte den erfinderischen Sinn, den Ankömmlinge aus der Ferne, aus Nürnberg, Böhmen, Schwaben und Kärnten, geweckt hatten und dessen Ausbildung durch nützliche Produkte, besonders durch reichen Schiefer-, Holz- und Eisenvorrat des Gebirges unterstützt wurde. Wir finden in dem Bereiche des Thüringerwaldes berühmte Glashütten, wie Lauscha, Stüherbach und Ilmenau, Porzellan- und Meerschaumfabriken von bewährten Namen in Ruhla, Ilmenau und an anderen Orten, ferner jene weitverbreitete Gewehrfabrika- tion in Suhl, Schmalkalden, Zelle und Mehlis, Messer- und Schlös- serfabrikation in Steinbach, zahlreiche Marmorschleifereien, vor allem aber die allbekannte Fabrikation von Gebrauchsgeräten und Spielwaren aus Holz, Glas, Schiefer, Porzellan, Leder- und Papiermasse, die von Sonneberg und Umgegend nach den Hauptorten Europas und über den Ozean zu allen Völkern gehen. Bildet doch Sonneberg mit seinen Spielwaren eine Hauptbezugs- quelle für Nürnberg, von wo dieselben als Nürnberger Spiel- waren in alle Länder der Erde versendet werden. Die Gesamt- ausfuhr dieser Waren betrug 1899 43 Millionen Mark, wovon auf Sonneberg allein 25 Millionen entfielen. Ihre Anfertigung um- faßt ein Gebiet von 30 Ortschaften, die fast ausschließlich Kinder- fpielwaren liefern und etwa 40000 Personen beschäftigen. In ganz Deutschland leben etwa 70—80 000 Personen von der Anfer- tigung und dem Handel dieser Ware. Nach Kutzcn.
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