1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, W., Schanze, J.
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
ihren Verbindungen abgeschieden werden müssen. Das Holz wird
von der Natur aus den Bestandteilen der Luft und des Bodens
alljährlich neu gebildet; aber die Metallvorräte lagern nur in be-
stimmten Mengen im Schoße der Erde. Das Holz besitzt Festigkeit
und Zähigkeit neben Schneidbarkeit und Spaltbarkeit. Die leichte
Teilbarkeit des Holzes gestattet es, dasselbe mit geringen Hilfs-
mitteln zu bearbeiten. Für zahlreiche Zwecke ist es wegen seines
geringen spezifischen Gewichts und wegen seiner geringen Wärme-
leitnngsfähigkeit unersetzlich.
Unmöglich ist es, die verschiedenen Fälle der Benutzung des
Holzes aufzuzählen. Die Wiege des kleinen Kindes, sein Stühl-
chen und sein Tischchen sind aus Holz gefertigt. Mit der Schiefer-
tafel, von einem Holzrahmen umgeben, und dem Griffelkasten wan-
dert das Kind zur Schule; hier sitzt es auf hölzernen Bänken vor
hölzernen Tischen und lernt an hölzerner Wandtafel und Lese-
maschine. Ist das Mädchen größer geworden, dann reinigt es
mit Gerätschaften aus Holz die hölzernen Zimmergeräte. In der
Küche befinden sich hölzerne Löffel und Eimer. Die meisten Werk-
zeuge, welche der Jüngling gebraucht, der sich irgend einem Hand-
werk widmet, haben Bestandteile aus Holz. Baut sich der Mann
ein eigenes Haus, so bedarf er der Stangen, Satten und Bretter
zum Gerüst, der Balken zu Schwellen und Sparren des Hauses,
der Bretter zu Türen, Fußböden, Lambrien und Fenstern. Hat
der Mensch das Leben ausgehaucht, dann baut man ihm die letzte
Wohnung aus Holz. Das Holz der Waldbäume wandert in die
Werkstätten der Bau- und Möbelschreiner, Zimmerleute, Drechsler,
Wagner und Faßbinder und liefert diesen Handwerkern die Roh-
stoffe zu ihren Arbeiten. Junge Tannen im Lichterschnmck werden
am Weihnachsabend von hellen Kinderaugen angestaunt. Aus
dem Walde holt der Gärtner seine Bohnenstangen. Als stolze
Masten werden die schlanken Fichtenstämme über das Meer ge-
tragen. In den Sägemühlen werden die Bäume zu Werk- und
Brennholz zerschnitten; in den Furnierschneidereien wird das
Holz der Ulme, des Ahorn, des Nuß-, Birn-, Kirschen- und Pslau-
menbanmes in dünne Tafeln zerlegt, mit welchen Gegenstände aus
weniger wertvollen und weniger ansprechenden Holzarten über-
kleidet werden; in den Zündholzsabriken verarbeitet man das Holz
zu Streichhölzern. Die Meiler der Köhler verwandeln das Holz
durch Verbrennung bei beschränktem Luftzutritt in Holzkohlen.
Außer ihren Früchten liefern uns die Bäume noch andere nützliche
Stoffe: Waldwolle, einen Gewebestoff aus den Fasern der Kiefer-
nadeln, Teer, Harz, Terpentin, Kienruß, Lohe zum Gerben und
Gallusäpfel zu Tinte und als Farbstoff.
Nachdem die Bäume gefällt und von den Ästen befreit, zum
Teil auch zerschnitten sind, bringt sie der Wagen in das Dorf und
in die Stadt, oder die Stämme werden die Bergabhänge hinunter-
gewälzt, um, zu Flößen zusammengefügt, vom Wasser in die Ebene
mit ihren Industrie- und Handelsorten getragen zu werden. Wo