1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, W., Schanze, J.
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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beschäftigten sich mit der Herstellung der Nüstungen für die Ritter.
Dadurch, daß in diesem Zweige bereits eine große Arbeits-
teilung stattfand, wurde eiue bedeutende Kunstfertigkeit in den
einzelnen Handwerken erreicht.
Im 13. und 14. Jahrhundert wurden hauptsächlich die großen,
schönen Kirchen und Rathäuser gebaut, die noch heute unsere Be-
wunderung hervorrufen. Diese Bauwerke sind hauptsächlich den
Zünften zu verdanken, besonders den „Bauhütten", in denen sich
der auf den Zusammenschluß gerichtete Geist des Mittelalters am
großartigsten und erfolgreichsten offenbart. Es waren städtische
Baubrüdersch.aften von Künstlern und Handwerkern, von Meistern,
Gesellen und Lehrlingen, Baugewerksleuten jeder Art und jeden
Grades, die durch feste Satzung und Überlieferung, durch Losung
und Gelübde zu einem vielgegliederten Ganzen verbunden waren,
das den Worten und Winken des Meisters gehorchte. Nur die
Bauhütten ermöglichten der Kirche die Herstellung ihrer mittel-
alterlichen Riesenbauten. Diese Zünfte wurden bald die vor-
nehmsten, so daß selbst die Herren sich nicht schämten, in dieselben
einzutreten. Nach Westien.
132. Von den Zunstkämpsen.
Die Zunftmeister der freien Zünfte waren anfangs zum Teil
Angehörige der Herren (Patrizier); später wurde der Zunftmeister
aus der Zunft genommen, und noch später durfte die Zunft sich
ihren Meister selbst wählen. Es entwickelte sich nun auch eine
eigene Gerichtsbarkeit der Zunft, die sich zunächst auf Zunftsachen
beschränkte, später aber auch alle Angelegenheiten der Zunftmit-
glieder, außer Frevel und Verbrechen, vor ihre Schranken zog.
Die Zunft übte einen Zwang aus; der Gewerbebetrieb und die
Marktpolizei wurden von ihr geordnet. Sie bestimmte, daß kein
Genosse dem anderen die Kundschaft abwendig mache, keiner dem
anderen einen Gesellen abmiete oder jemand in Arbeit nehme, der
den anderen nicht bezahlt hatte. Wir sehen daraus, wie alles dar-
auf berechnet war, den G e m e i n s i n n zu pflegen, das Hand-
werk stark zu machen. So übten die Zünfte in den Städten bereits
eine bedeutende Gewalt aus, aber an der Leitung der
Städte selbst durften sie nicht teilnehmen. Die Herrschaft in
den Städten war noch ein Vorrecht der Geschlechter (Patrizier),
und diese wachten mit Eifersucht darüber, daß keiuer der Zunft-
genossen, und wenn er noch so großes Ansehen genoß, in die Stadt-
behörde eintreten durfte. Die Züuftler aber nahmen sehr regen
Anteil an dem Wohl und Wehe der Stadt. Sie waren es, die den
Patriziern zur feite standen, wenn die Stadt gegen die Angriffe
der Fürsten oder Bischöfe zu schützen war, denn sie spielten im
Bürgerheer eine bedeutende Rolle; Waffenübung und Waffenbereit-
schaft wurden dem Haudwerk zur Pflicht gemacht, und im Falle
der Not durfte keiner auf dem Sammelplätze oder am Wachtposten
Schanze, Lesebuch. 12. Ausl. 21