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1. Teil 1 - S. 3

1895 - Essen : Bädeker
3 Wenn ich gestorben hin, so drücke mir die Augen zu und beweine mich nicht. Stehe Deiner Mutter bei und ehre sie, so lange sie lebt, und begrabe sie neben mir. Sinne täglich nach über Tod und Leben, ob Du es finden möchtest, habe einen freudigen Mut und gehe nicht aus der Welt, ohne Deine Liebe und Ehrfurcht für Deinen Heiland Jesus Christus durch irgend etwas bezeugt zu haben. Dein treuer Vater. Claudius. 3. Zwei ternöegierige Jünglinge. a. Euklides. Der junge Euklides wohnte iu Megära. Täglich wanderte er nach Athen, um die Lehren des Sokrates, des berühmtesten der sieben Weisen, zu hören. Einst wurden die Athener den Einwohnern von Megara feind und ließen bekannt machen, daß jeder Megarer, der siä) in Athen blicken ließe, des Todes sein sollte. Das war nun für den lernbegierigen Jüngling eine traurige Nachricht. Wie gerne hätte er den Sokrates auch ferner gehört! Aber sollte er den Kopf daran wagen? Dennoch siegte die Liebe zur Weisheit über die Liebe zum Leben; Euklid beschloß, sich jeden Abend in die Stadt Athen einznschleichen. Er zog also gegen Sonnenuntergang Franenkleider an, ging so nach der zwei Meilen entfernten Stadt und genoß während einiger Stunden der Nacht den Umgang mit seinem geliebten Lehrer. Vor Tages- anbruch wanderte er wieder heim. So wagte dieser edle Jüngling alle Tage sein Leben und ließ sich einen täglichen Gang von vier Meilen nicht verdrießen, um von Sokrates zu lernen, weise und gut zu werden. Wer von euch, ihr jungen Leser, hätte den Mut, ihm dies nachznthun? — b. Diogenes. Antisthenes war, wie Sokrates, ein Lehrer der Weisheit in Griechenland; er hatte aber das Unglück, fast lauter träge Schüler zu besitzen, mit denen er nur wenig ausrichten konnte. Oft ermahnte er sie, auf seine Lehren zu achten, damit sie tüchtige und weise Männer würden; aber er predigte tauben Ohren. Endlich wurde er der vergeblichen Ermahnungen müde und schickte seine Schüler fort. Es war aber unter ihnen einer, Namens Diogenes, der war ganz anders gesinnt als die übrigen. Er war sehr begierig, etwas Tüchtiges zu lernen und hörte deshalb für sein Leben gern den Unterricht des Antisthenes. Er wollte sich also um keinen Preis fortschicken lassen. Endlich drohte ihm Antisthenes mit Stockprügeln, aber vergeblich. Antisthenes, der vermutlich die Standhaftigkeit und den Eifer seines Schülers auf die Probe stellen wollte, schlug nun wirklich mit einem Prügel auf den jungen Diogenes los; aber dieser ließ sich geduldig prügeln, ohne einen Laut des Schmerzes von sich zu geben. „Schlag' nur," sagte er, „so viel es dir gefällt; aber gewiß sollst du keinen so harten Stock finden, mit dem du mich von dir und deinen Unterweisungen fortjagen könntest." Von diesem Augenblicke an gewann ihn Antisthenes sehr lieb und dachte nicht mehr daran, ihn von sich zu lassen. ^ 3. Eflm|)e. l*
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