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1. Teil 1 - S. 9

1895 - Essen : Bädeker
9 Und die Sonne versendet glühenden Brand, Und von der unendlichen Mühe Ermattet, sinken die Kniee. „O, hast du mich gnädig aus Räubershand, Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land, Und soll hier verschmachtend verderben, Und der Freund mir, der liebende, sterben!" Und horch I da sprudelt es silberhell, Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen, Und stille hält er, zu lauschen; Und sieh, aus dem Felsen geschwätzig, schnell Springt murmelnd hervor ein lebendigerouell, Und freudig bückt er sich nieder Und erfrischet die brennenden Glieder. Und die Sonne blickt durch derzweige Grün Und malt auf den glänzenden Matten Ter Bäume gigantische Schatten; Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn, Will eilenden Laufes vorüber fliehn, Da hört er die Worte sie sagen: „Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen." Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß, Ihn sagen der Sorgen Dualen I Da schimmern in Abendrots Strahlen Von ferne die Zinnen von Syrakus, Und entgegen kommt ihm Philostratus, Des Hauses redlicher Hüter, Der erkennet entsetzt den Gebieter: „Zurück! du rettest den Freund nicht mehr, So rette das eigene Leben! Den Tod erleidet er eben. Von Stunde zu Stunde gewartet' er Mit hoffender Seele der Wiederkehr; Ihn konnte den mutigen Glauben Der Hohn des Tyrannen nicht rauben." — „Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht Ein Retter willkommen erscheinen, So soll mich der Tod ihm vereinen! Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht, Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht; Er schlachte der Opfer zweie Und glaube an Liebe und Treue!" Und die Sonne geht unter, — da steht er am Thor Und sieht das Kreuz schon erhöhet, Das die Menge gaffend umstehet; Andemseile schonzieht man denfreund empor; Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: „Mich, Henker!" ruft er, „erwürget! Da bin ich, für den er gebürget!" Und Erstaunen ergreift das Volk umher, In den Armen liegen sich beide Und weinen vor Schmerzen und Freude. Da sieht man kein Auge thränenleer, Und zum Könige bringt man die Wundermär; Der fühlt ein menschliches Rühren, Läßt schnell vor den Thron sie führen — Und blickt sie lange verwundert an. Drauf spricht er: „Es ist euch gelungen, Ihr habt das Herz mir bezwungen; Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn; So nehmet auch mich zum Genossen an: Ich sei, gewährt mir die Bitte, In eurem Bunde der drittel" Schiller. 9. Der Lieöe Dauer. O lieb', so lang' du lieben kannst! O lieb', so lang' du lieben magst! Die Stunde komnit, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst! Und sorge, daß dein Herze glüht Und Liebe hegt und Liebe trägt, So lang' ihm noch ein ander Herz In Liebe warm entgegenschlägt. Und wer dir seine Brust erschließt, O thu' ihm, was du kannst, zu lieb'! Und mach' ihm jede Stunde froh, Und mach' ihm keine Stunde trüb'. Und hüte deine Zunge wohl, Bald ist ein böses Wort gesagt! O Gott, es war nicht bös gemeint, — Der andre aber geht und klagt. O lieb', so lang' du lieben kannst! O lieb', so lang' du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst. Dann kniest du nieder an der Gruft Uno birgst die Augen, trüb und naß, Sie seh'n den andern nimmermehr — Ins lange, feuchte Kirchhossgras. Und sprichst: „O schau' auf mich herab, Der hier an deinem Grabe weint! Vergieb, daß ich gekränkt dich hab'! O Gott, es war nicht bös gemeint!" Er aber sieht und hört dich nicht, Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst; Der Mund, der oft dich küßte, spricht Nie wieder: „Ich vergab dir längst!" Freiltgrath.
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