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1. Teil 1 - S. 11

1895 - Essen : Bädeker
11 und als nun alles zur Labung des neuen Hausgenossen bereit, wünscht sie ihm eine sanfte Ruhe und geht mit ihrem Gatten in die anstoßende Kammer zu den schlafenden Kleinen. Hier, in andachtsvollem Gebete vereinigt, danken sie Gott für den Segen des Tages, befehlen seiner gnädigen Obhut sich und die Ihrigen und erflehen Labung und himmlischen Frieden für des Müllers zerrüttetes Gemüt. Alsbald umfängt sie ein sanfter Schlaf. Kur wenige Stunden erst hatten sie geschlummert, da weckte sie ein heftiges Pochen an der Kammerthür. „Der Müller ist" — so ruft ein Jägerbursche herein — „von der grässlichen Cholera befallen. — Erlaubt, Herr, dass wir ihn eiligst hinausschaffen, damit nicht auch Ihr mit Weib und Kindern verderbt!" „Mit nichten! da sei Gott vor!" erwiderte schnell entschlossen der Förster. „Wartet des Kranken, wie ich Euch gelehrt; gleich bin ich selbst da!" Und so nimmt er die Kinder vom Lager, trägt sie hinauf in die Bodenkammer und eilt hinab zu dem Kranken. Bald folgt ihm die Gattin. Aber welch entsetzlicher, herzzerreißender Anblick bietet sich hier dar! Von den heftigsten Krämpfen gefoltert, windet und wälzt sich der Müller auf seinem Lager, schon verrät sein ganzer Leib alle gräßlichen Zeichen der furchtbar zerstörenden Krankheit. Indessen noch ein anderer Schmerz, noch ein gewaltsamerer Kampf scheint in der Brust des Mannes zu sein. Denn je mehr der Förster und seine Gattin in emsiger Liebe um ihn bemüht sind, desto heftiger bebt er vor ihrem Anblick zurück. Bald birgt er sein Gesicht in die Kissen, bald schlägt er mit geballten Fäusten die Stirn, während ein gräßliches Lachen um die blauen Lippen zuckt. Jetzt fährt er auf vom Lager und zwingt die heisere Stimme zu lautem Rufe: „Rührt mich nicht an, werft mich hinaus den Krähen und Wölfen zum Fraße! — Halt ein, du schrecklicher Würgengel, reiß mich nicht hinab in die ewigen Martern der Hölle, erst muß ich noch reden! Ein Ungeheuer, wie in der Wüste nicht seinesgleichen, beherbergt und pflegt Ihr. Wisset, die verpestende Krankheit im Leibe, rannte ich her, rache- dürstend — durch meinen Tod Euch alle zu verderben! Doch jetzt! — o martervolle Pein! o du furchtbarer Richter! ist denn kein Erbarmen vor dir?" Und ganz erschöpft — betäubt — sinkt der Müller auf sein Lager. Mit gefalteten Händen, den thränenschweren Blick zum Himmel gerichtet, steht der Förster da und sein Weib. Aber der ewige Richter, der Herr des Lebens und der Verdammnis, — er winkt dem Todesenge], daß er vorübergehe an dem Hause des Gerechten. In tiefen Schlaf sinkt der Kranke, und heftiger Schweiß dringt aus allen seinen Poren. Als er erwacht, sieht er seine wackeren Wirte in liebevoller Thätigkeit um sich. In seinem Leben zum ersten Male betet jetzt sein Herz. Dann drückt er die Hände der Edlen an seine Brust, an seine Lippen, und die Thränen der Versöhnung, des Dankes und der Liebe fließen reichlich. Nach wenigen Tagen verlässt der Müller sein Krankenlager, genesen, gerettet für das Himmelreich. j F Sluyraer 11. Untreue schlägt den eigenen Kerrn. Als in dem Kriege zwischen Frankreich und Preußen ein Teil des französischen Heeres in Schlesien einrückte, waren anch Truppen vom rheinischen Bundes- heer dabei, und ein bayerischer oder württembergischer Offizier fand bei einem
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