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1. Teil 1 - S. 12

1895 - Essen : Bädeker
12 Edelmanns Unterkunft und bekam eine Stube zur Wohnung, wo viele sehr schöne und kostbare Gemälde hingen. Der Offizier schien recht große Freude daran zu haben, und als er etliche Tage bei diesem Manne gewesen und freundlich behandelt worden war, verlangte er einmal voll seinem Hauslvirt, daß er ihm eines von diesen Gemälden zum Andenken schenken möchte. Der Hauswirt sagte, daß er das mit Vergnügen thun wollte, und stellte seinem Gaste frei, dasjenige selber zu wählen, welches ihm die größte Freude bereiten könnte. Nun, wenn man die Wahl hat, sich selber ein Geschenk auszusuchen, so erfordert Verstand und Artigkeit, daß man nicht gerade das vornehmste und kostbarste wegnehme, und so ist es auch nicht gemeint. Daran schien dieser Mann auch zu denken, denn er wählte unter allen Gemälden fast das schlechteste. Aber das war unserem schlesischen Edelmanne eben nicht lieb, und er hätte ihm gern das kostbarste dafür gelassen. „Mein Herr Oberst," so sprach er mit sichtbarer Unruhe, „warum wollen Sie gerade das geringste wählen, das mir noch dazu wegen einer andern Ursache wert ist? Nehinen Sie doch lieber dieses hier oder jenes dort." Der Offizier gab aber darauf kein Gehör, schien auch nicht zu merken, daß sein Hauswirt immer mehr und mehr in Angst geriet, sondern nahm geradezu das gewählte Gemälde herunter. Jetzt erschien an der Mauer, wo dasselbe gewesen war, ein großer feuchter Fleck. „Was soll das seiu?" sprach der Offizier, wie erzürnt, zu seinem todblassen Wirt, that einen Stoß, und auf einmal fielen ein paar frisch gemauerte und übertünchte Backsteine zusammen, hinter welchen alles Geld und Gold und Silber des Edelmannes eingemauert war. Der gute Mann hielt nun freilich sein Eigentum für verloren, wenigstens erwartete er, daß der feindliche Kriegs- mann eine namhafte Teilung ohne Verzeichnis und ohne Gerichtsbeamten vornehmen werde, ergab sich geduldig darein und verlangte nur von ihm zu erfahren, woher er habe wissen können, daß hinter diesem Gemälde fein Geld in der Mauer verborgen war. Der Offizier erwiderte: „Ich werde den Entdecker sogleich holen lassen, dem ich ohnehin eine Belohnung schuldig bin!" — Und in kurzer Zeit brachte sein Bedienter — sollte man's glauben — den Maurermeister selber, den nämlichen, der die Vertiefung in der Mauer zugemauert und die Bezahlung dafür erhalten hatte. Das ist nun einer von den größten Spitzbubenstreichen, die der Teufel auf ein Sündenregister setze:: kann. Denn ein Handwerksmaun ist seinen Kunden die größte Treue und in Geheimnissen, wenn es nichts Unrechtes ist, so viel Verschwiegenheit schuldig, als wenn er einen Eid daraus geleistet hätte. Aber was thut man nicht um des Geldes willen. Oft gerade das nämliche, was man um der Schläge oder um des Zuchthauses willen thut, oder für den Galgen, obgleich ein großer Unterschied dazwischen ist._ So etwas erfuhr unser Meister Spitzbub. Denn der brave Offizier lietz ihn jetzt hinaus vor die Stube führen und ihm von frischer Hand hundert, sage hundert Prügel bar auszahlen. Dem Edelmanne .aber gab er unbetastet sein Eigentum zurück. — Das wollen wir beides gut heißei: und wünschen, daß jedem, der Wohnung geben muß, ein so rechtschaffener Gast, und jedem Verräter eine solche Belohnung zu teil werden möge. Hebel. 12. Aer beste Empfehlungsbrief. Auf die Anzeige eines Kaufmannes, durch welche ein Kaufmannslehrling gesucht wurde, meldeten sich 50 Knaben. Der Kaufmann wählte sehr rasch einen unter denselben und verabschiedete die anderen. „Ich möchte wohl
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