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1. Teil 1 - S. 57

1895 - Essen : Bädeker
57 jetzt ist seine Bereitung eine so massenhafte, daß beispielsweise Stahlschienen heute billiger sind als vor 35 Jahren schlechte, kaltbrüchige und weiche Eisen- schienen. Zugleich ist die Leistungsfähigkeit der Werke aufs Zehnfache an- gewachsen; während andererseits die früheren Eisenschienen eine Lebensdauer von etwa 5 Jahren hatten, dauert die Stahlschiene mindestens 50 Jahre, in günstigen Bodenverhältnissen wohl noch weit länger. Bereits ist ein großer Teil der Erde von einem Stahlnetz umspannt, das schon im Jahre 1887 die stattliche Ausdehnung von 550 000 Kni erreicht hatte, eine Ausdehnung, welche der 14 fachen Länge des Erdmnfanges gleichkommt. Krupp allein macht täglich über eine deutsche Meile Stahl- schienen-Geleise. Die größten Vorteile von dem Thomas-Bessemer-Verfahren hat Deutschland davongetragen, welches infolgedessen von dem Bezüge phosphorsreier Eisenerze ans überseeischen Ländern absehen und die ausgedehnten phosphorhaltigen Eisenerzlager in Lothringen, Luxemburg u. s. w. verwerten kann. Die Gesamterzeugung von Thomasstahl auf der ganzen Erde betrug im Jahre 1890 ungefähr 2 600 000 t, an welcher Deutschland allein mit 1 500 000 t beteiligt war. Der Siemens-Stahl. Das Siemens- auch Siemens-Martin-Stahlverfahren ist eigentlich mehr oder weniger ein Umschmelzungsverfahren. Ebenso wie zur Tiegelstahl- Gewinnung im allgemeinen der Puddelstahl den Rohstoff liefert, so zum Siemensverfahren der Bessemer-Stahl bezw. dessen Abfälle. Während der Tiegelstahl in verdeckten Tiegeln geschmolzen wird, wird der Siemens-Stahl auf dem offenen Herd des sog. Siemens-Ofens geschmolzen. Der Ofen ist die eigentliche Erfindung von C. W. Siemens. Seine Ein- richtung beruht auf dem sog. Wiederbelebnngssystem, d. h. es wird die abgehende Hitze aufgespeichert und wieder nutzbar gemacht. Der Siemens-Stahl im allgemeinen wird da Anwendung finden, wo Bessemer-Stahl gewöhnlich, Tiegelstahl zu teuer ist. So z. B. zu Schiffs- kurbelwellen, Gestängen, Lokomotivachsen rc. An Güte übertrifft der Siemens- Stahl den Bessemer-Stahl und kommt, wenn bei seiner Herstellung Sorgfalt angewandt wurde und nur gute Abfälle zur Beschickung gewählt waren, der mittleren Tiegelstahl-Sorte gleich. Im Siemens-Ofen wird neuerdings mit Vorliebe auch Flußeisen her- gestellt. Dasselbe zeichnet sich vor dem Stahl durch seine Weichheit und Dehnbarkeit aus und bietet vor dem Schmiedeeisen den Vorteil, daß es im geschmolzenen Zustande in große gleichartige Güsse gebracht werden kann. Während man früher größere Wellen und Schmiedestücke aus einzelnen Teilen zusammenschweißen mußte, giebt jetzt das Flußeisen die Möglichkeit, solche Stücke aus einem Gusse herzustellen. Betrachtet man die überaus große Erzeugung an Eisen in seiner ver- schiedenen Gestalt, betrachtet man die großartige und mannigfaltige Verwendung desselben in unserm ganzen heutigen Kulturleben, so erkennt man, daß das Eisen und unsere heutige Kultur eng miteinander verknüpft sind. Wer trägt unsere Gedanken mit Blitzesschnelle über Länder und Meere t Es find die Telegraphendrähte und Kabel, gefertigt aus Eisen. Wer fördert den Personen- und Warenverkehr durch Länder und Meere? Es sind die Eisenbahnen und die Dampfschiffe, gefertigt und ausgerüstet mit Eisen und
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