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1. Teil 1 - S. 62

1895 - Essen : Bädeker
62 schirm die empfangene Wärme besser zurückzuhalten vermag. Was für den Tag gilt, gilt ähnlich auch für den Sommer im Gegensatz zu den anderen Jahres- zeiten. Während die im Walde festgehaltene Sonnenwärme das Hereinbrechen des Winters hinausschiebt, verzögert sich hier anderseits der Eintritt des Frühlings. Indem also der Wald die strenge Hitze und Kälte mildert, wirkt er höchst wohl- thätig für die Wärmeverhältnisse der Gegend. In einem mit Wäldern hinreichend versehenen Lande kann die Luft im Sommer nicht zu jenen hohen Wärmestufen dauernd aufsteigen, welche das Leben der Pstanzenwelt oft in Frage stellen. Weitgreifend ist auch der Schutz, den der Wald gegen den Sturnr gewährt, indem er seine Gewalt bricht, seine Schnelligkeit mäßigt und so seine nachteiligen Wirkungen mindert. An den Meeresküsten vermag nur der Wald dem Vordringen der alles zerstörenden Sandwehen ein Ziel zu setzen. Überall in den höheren Gebirgen gehen die vorher oft so trefflichen Weide- gründe verloren, wenn der Schutz gegen die kalter: trockenen Winde durch Zerstörung der Wälder verschwunden ist. Auf die Regenmenge der Gegend hat der Wald bei uns keinen Einfluß;, dagegei: spielt er eine Hauptrolle bei der Verteilung des einen: Lande zu- kommenden Wassers. In den Waldungen ist die Luft stets feuchter als außerhalb derselben, und da sie im Sommer auch kühler ist, so findet auch viel häufiger eine Verdichtung des Wafferdampfes statt. Im Walde taut es öfter und reichlicher und regnet auch öfter, wenn auch die Gesamtmenge des Regens nicht größer ist als im waldfreien Gelände. Vor allem aber ist es wichtig, daß die dem Walde zukommende Feuchtigkeit länger und besser festgehalten wird. Der Waldboden ist lockerer und wird bis zu einer größeren Tiefe von den: Wasser durchdrungen; er ist mit Laub- und Nadelschichten und von Moospolstern überlagert, welche eine überaus große Waffermaffe auf- zunehrnen und festzuhalten vermögen. Allmählich sickert das Wasser von hier aus in den Untergrund und speist die Quellen nachhaltig und unausgesetzt das ganze Jahr. In: freien Lande dagegen entführen Sonne und Wind rasch die Feuchtigkeit, über waldentblößte Gehänge fließt der Regen unaufgehalten herab, sammelt sich rasch zun: verheerenden Bergwaffer, das Sand, Kies und Gerölle herab und weit hinaus in die ai:gebauten Gegenden trägt. Alljährlich ertönt aus jenen Ländern, welche so unklug waren, ihre Bergwälder zu zerstören, die Klage über fortschreitende Verwüstung durch Wasser und Überschwemmungen. Der Wald bietet endlich Schutz gegen den trocknen, scharfen Nordostwind, der so vielfach Entzündung der Atmungsorgane im Gefolge hat. Trifft dieser Wind vorerst ans einen benachbarten, in dieser Richtung belegenen Wald, so nimmt er hier ein beträchtliches Maß von Feuchtigkeit und Wärme auf, und seine schlimme Wirkung wird gemildert. Überdies bricht der Wald überhaupt die Kraft des Windes, und eine Menge Sand, Staub, Ruß ::. s. w., die der Wind mit sich führt, bleibt im Walde zurück, der hier wie ein Sieb wirkt. Über diesen großen Vorteilen, welche die Waldungen uns darbieten, dürfen wir die reichen geistigen Gaben, die aus dem Walde in die Herzen der Menschen überströmen, nicht vergessen. Giebt es wohl eine lieblichere Sprache hienieden, als das Rauschen der frischen Laubblätter eines schönen, deutschen Waldes? Wahrlich, dem kecksten wanderlustigsten Gesellen wird das Herz weich, wenn an einem sonnigen Frühlingstage die jungen, lichten Bäume mitein- ander reden, wenn alles ringsumher säuselt und lispelt. Er wirft sich dann ins Gras und schaut lauschend in den grünen Blätterhimmel hinein, träumend von seiner Heimat, von dem Vater- und Mutterherzen, von den Gespielen
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