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1. Teil 1 - S. 150

1895 - Essen : Bädeker
150 bis zum Tagelöhner und Kleinknecht herab hätten die ganze Feldmark gemeinschaftlich zu bestellen. Würde das eine Wirtschaft werden! Wollte der eine Klee säen, verlangte der andere vielleicht Brache, der dritte Kartoffeln gesteckt etc. Auch hier würden Trägheit, Liederlichkeit und Grofsmäuligkeit bald obenauf und der Bankerott vor der Thür sein. Und wie wäre es mit der Vermögensgleichheit? Der eine würde sein Geld verjubeln, der andere zusammenhalten. Nach kurzer Zeit wäre die Ungleichheit ebenso gross da, wie jetzt. Es würde wieder Reiche, Wohlhabende und Arme geben — und die Teilerei müsste wieder ihren Anfang nehmen. Wollten sich die Besitzenden das nicht gefallen lassen, müssten sie zum Knüttel oder Schwert greifen. Und zu dem äussersten Unfrieden käme der innere hinzu. Der Mensch hat nicht bloss einen Magen, sondern auch ein Herz. Der Sozialist sorgt allerdings für beide. Der Magen soll sein reichliches Futter, das Herz seine lauten, weltlichen Freuden haben. Dass es aber Freuden höherer Art giebt, Freuden, die mit einem seligen, stillen Frieden ver- bunden sind, das will der Sozialist nicht wissen. Darum braucht er keinen Gott, keine Kirche, keine Ewigkeit. Und doch gleichen die welt- lichen Freuden nur den Träbern, womit der verlorene Sohn im Evan- gelium sich den Magen füllte und verdarb. Sie füllen das Herz und verderben es. Verstehe mich nicht falsch, Fritz, als wollte ich gar keine weltlichen Freuden. Ist aber das Herz voll Unfrieden, dann ist der äussere Streit auch nicht fern. Summa: ein Volksstaat im Sinne der Sozialisten und Kommunisten ist ein Luftschloss. Er wird ewig widerhallen von Krieg und Kriegs- geschrei, und Säbel und Kartätschen werden das Regiment führen. Fritz, Du magst vielleicht sagen: „Ja, Du legst in Deinem Kopfe Dir die Sache nur so zurecht, in der Wirklichkeit mag sie sich ja viel- leicht anders machen." Nun, so will ich Dir ein Stück aus der Wirklichkeit erzählen. Im vorigen Jahrhundert hatte in Frankreich eine Reihe schandbarer Könige schandbar regiert. Hab und Gut der Unterthanen war durch sie auf die schmählichste Weise verprasst worden, bis das Volk selbst liederlich ge- worden und an Herz und Vermögen durch und durch verarmt war. Da, im Jahre 1789, brach der Aufruhr los. Der König Ludwig Xvi. war besser als seine Vorgänger, ein guter, wohlwollender, aber schwacher Mann. Er, die Königin und sein kleiner Sohn wurden gefangen ge- nommen, Vater und Mutter öffentlich geköpft, das Kind zu einem Schuster in die Lehre gethan. Das arme Wesen wurde so unmenschlich gequält, bis es wahnsinnig wurde und elendiglich umkam. Frankreich wurde nun ein richtiger Volksstaat. Drei bodenlos rohe Männer, Robespierre, Danton und Marat, führten in der obersten Behörde die Herrschaft. Und nun begann das, was die Sozialisten noch heute wollen: Rang, Stand und Reichtum wurden aus der Welt geschafft. Das „Expropriieren" nahm seinen Anfang. Die königliche Familie, die Edelleute, die Geistlichen, die Reichen, alles wurde ermordet. Mit Knütteln und Schwertern wurden die ersten Opfer auf offener Strasse erschlagen. Das zog nicht, und man erfand eine Köpfmaschine, das Fallbeil. Tag und Nacht arbeitete das mörderische Werkzeug, so dass die Henker buchstäblich bis über die I
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