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1. Teil 1 - S. 195

1895 - Essen : Bädeker
195 Mensch durch seinen Atem und seine Ausdünstung in einer einzigen Stunde einen Raum von 20 bis 30 Kubikmeter und lässt nach den 8 Stunden der Schlafenszeit selbst in einem Saale von 160 bis 240 Kubikmeter Inhalt noch die Kennzeichen verunreinigter Luft zurück. Das ist einfach aus der bekannten Menge der stündlich ausgeschiedenen Kohlensäure zu berechnen. Es atmet nämlich ein Erwachsener stündlich ungefähr 20 Liter Kohlensäure aus und in 8 Stunden 160. Nehmen wir an, das Zimmer hätte vorher eine ausserordentlich reine Luft enthalten, etwa mit 5/ioooo Kohlen- säure, so würde es bei 200 Kubikmeter Raum nach 8 Stunden durch den Atem des Menschen noch 8/ioooo Kohlensäure mehr gewonnen haben, zusammen also jetzt 13/ioooo besitzen; das ist aber schon zu viel, da in einer guten Zimmerluft der Kohlensäuregehalt niemals in einem grösseren Verhältnisse vorhanden ist, als in dem von 1 : 1000. Glücklicherweise vollzieht sich nun etwas Lüftung, etwas Luftaustausch auch ohne unser Zuthun in unseren Wohnungen unaufhörlich von selbst durch die Fugen und Spalten in Fenstern und Thüren, ja selbst durch die gesamten Wände, wie sich dies durch Versuche nachweisen lässt. Wenn nicht auf diese Weise die Natur für den Zutritt der frischen Luft in den Wohnungen sorgte, würden noch mehr trübe Erscheinungen durch die Lustver- schlechterung herbeigeführt werden. Ein weiterer natürlicher Luftwechsel hängt mit der Ofenheizung zusammen. In einem luftdicht abgeschlossenen Raume würde kein Feuer im Ofen brennen. Der Luftzug im Ofen nämlich, der das Feuer anfacht und nährt, stellt sich dadurch her, dass fortwährend die kältere, schwerere Luft aus der Stube die Stelle der im Schornstein aufsteigenden heissen Luft einnimmt. Die Stubenluft aber würde nicht in Bewegung kommen, wenn sie nicht selber von den ausserhalb der Stube befindlichen Luftmassen gedrückt und gedrängt würde. Wenn das Feuer im Ofen nicht recht brennen will, so hilft oft das Öffnen der Stubenthüre. Das kann nur so erklärt werden, dass jetzt die Stuben- luft deshalb um so leichter und schneller in den Ofen hineindringt, weil sie mit der äusseren Luft in freierer Verbindung steht. Wir ersehen aus dem Vorhergehenden gleichzeitig, dass die Ofenheizung in doppelter Richtung für die Lüftung wirkt und ein kräftiges Mittel der Lufterneuerung in unseren Wohnungen ist. Einerseits führt sie Temperaturunterschiede herbei, welche schon für sich den natürlichen Luftwechsel fördern, andererseits entfernt sie verbrauchte Stubenluft nach dem Schornstein, indem sie damit ebenfalls ein vermehrtes Einströmen äusserer Luftmassen verursacht. Für die Winter- tage und wenn geheizt wird, vollzieht sich ein Luftaustausch in unseren Wohnungen von selber, welcher grosse, reinliche, von wenigen gesunden Personen bewohnte Zimmer genügend mit frischer Luft versehen kann. Schlimmer schon steht es mit der natürlichen Lüftung in den Winter- nächten, wenn der Ofen erkaltet, und Fenster und Thüren fester geschlossen bleiben. Noch weniger genügt der natürliche Luftwechsel durch Fugen und Poren allein für den Sommer und am wenigsten in den Sommer- nächten, und es ist geradezu entsetzlich, mit welcher Luft sich sehr viele Menschen in ihren Schlafstuben während der herrlichsten Sommernächte begnügen. Wir bedürfen daher auch für gewöhnliche Verhältnisse noch anderer künstlicher Lüftungsarten. Die einfachste ist das Öffnen des Fensters, und dies kann hei milder Witterung, bei Nacht, wie bei Tage, nie zu viel geschehen. Will oder kann man ganze Fensterflügel nicht öffnen, 13*
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