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1. Teil 1 - S. 196

1895 - Essen : Bädeker
196 so öffne man kleine Abschnitte, die in der Form kleiner Thürchen oder Guillotinen, oder jalousieenartig, oder ähnlich in den Fenstern angebracht sind. Es können ferner statt der Glasscheiben sogenannte Fliegenfenster eingesetzt oder bei geöffneten Fenstern Markisen, Stab-Rouleaux oder Jalousiecn herabgelassen sein. Die beliebten Windrädchen in den Fenstern wirken schwächer als gleich weite einfache Öffnungen, weil die Drehung des Rädchens den Lustdurchtritt nicht vermehrt, sondern vielmehr auf Kosten des letzteren stattfindet. Ebenso ist die Lüftung, aber auch die Kälte des Luftzuges, gemindert, wenn eine nach aussen führende Öffnung mit Gaze, gewebt oder von Draht, oder sonst einem durchgängigen, porösen Stoffe bedeckt wird. Allein für den Winter ist auch die Lüftung durch das Öffnen der Fenster, wo Menschen anwesend sind, nur zeitweise und in beschränktem Masse anwendbar. Die kalte Luft dringt zu stürmisch herein, und es umweht uns ein Eishauch, der eine zu starke Abkühlung hervorruft. Eine starke einseitige Abkühlung des Körpers ist aber durchaus gesundheitswidrig. Eher erträgt man den kalten Luftzug, wenn man bis an die Ohren wohlbedeckt im warmen Bette liegt. Bekanntlich giebt es ja auch Menschen genug, die selbst im Winter bei offenem Fenster schlafen. Sicherlich schickt sich aber auch in dieser Beziehung nicht eines für alle Personen und für alle Verhältnisse: eine scharfe ostpreufsische Winter- kälte und Menschen, die sich nachts gelegentlich entblößen, taugen für diesen, übrigens niemals unbedenklichen, Versuch nicht. Ein dauernder künstlicher Luftwechsel während des Winters soll immer von dem Grund- satz ausgehen, dass nur bereits erwärmte Aufsenluft zugeführt werden muss und zwar dadurch, dass die Aufsenluft langsam durch die Poren der Wände streicht und auf diesem Wege eine höhere Temperatur annimmt. Bringt man an der Wand eine Öffnung an, welche in den Schornstein oder in einen irgendwie, sei es durch die Nähe von Heizröhren oder durch eine Gasflamme erwärmten Luftabführungs-Schacht führt; so vermehrt diese Einrichtung den natürlichen Luftwechsel, ähnlich wie die Ofenheizung. Die Zimmerlust wird nämlich durch die nachdrückende Aufsenluft in die Öffnung und durch diese zum Dache hinausgedrängt. Jedes Öffnen der Thüre verstärkt diesen Zug um ein bedeutendes. Genau ebenso wirkt ja auch das Öffnen der Ofenthüre, wenn das Feuer bereits ausgebrannt ist, ein gebräuchliches Mittel, von Tabaksrauch erfüllte Zimmer etwas zu lüften. Als dritte und zugleich wichtigste Bedingung für Reinhaltung der Luft muss die Reinlichkeit betont werden. Ja! Reinlichkeit in der Wohnung, aber nicht eine Reinlichkeit, wo allzuviel Wasser verbraucht, aber auch nicht die Reinlichkeit, wo zu wenig Wasser benutzt wird. Eine Wasservergeudung bei der Reinigung der Wohnung macht die Luft zu feucht, und allzuviel Feuchtigkeit in der Wohnung ist schädlich. Aber die Stube darf auch nicht gefegt werden, dass Staubwolken umherwirbeln. Denn der Staub, eine bunte Sammlung von Fäserchen von Kleidern, von Kohlenstückchen, aus Rufs und Qualm, von Stückchen von Pflanzenstoffen u. dergl. ist der Gesundheit sehr schädlich. Ganz besondere Vorsicht verlangt die Abtrittsanlage, damit die Wohnungslust nicht von dieser oft sehr giftigen Quelle aus verunreinigt werde. Zur Zerstörung der gefähr- lichen Keime der Aborte sind öfter Desinfektionsmittel, wie Karbolsäure, Chlorkalk u. s. w., auch trockene Erde anzuwenden.
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