1895 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
218
befördert war, trat wieder eine Stadt nach der andern von dem Bunde ab;
und so blieben am Ende nicht mehr, als die drei Städte Hamburg,
Lübeck und Bremen übrig, die auf dem letzten Bundestage im Jahre 1630
ihren Verein erneuerten und bis auf diesen Tag den Namen der Hansestädte
beibehalten haben. " Tender.
109. Erfindungen im Mittelalter.
1. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters tauchten Erfindungen
auf, welche für die weitere Entwicklung des Menschengeschlechtes von hoher
Wichtigkeit waren und als Vorboten des Überganges in eine neue Zeit an-
zusehen sind.
Hier ist zunächst der Konipaß zu nennen, dessen Erfindung dem Fl avio
Gioja aus Amalfi im Anfang des 14. Jahrhunderts zu verdanken ist. Erst
durch den Kompaß wurde die Seefahrt auf den: freien Weltmeere möglich
gemacht und der Weg zu neuen Entdeckungen gebahnt.
Die Entdeckung des Schießpulvers wird gewöhnlich dem Franziskaner
Berthold Schwarz zu Freiburg im Breisgau zugeschrieben (1340), der
ein großer Freund chemischer Untersuchungen war. Die Chinesen, welche die
Bearbeitung der Seide und des Porzellans vor uns kannten, rühmten sich,
gleichwie die Buchdruckerkunst, so auch das Schießpulver vor uns erfunden
zu haben. Von ihnen soll es zu den Arabern gekommen sein. Es steht fest,
daß das Pulver auch in Deutschland schon im 12. Jahrhundert zur Sprengung
von Gestein gebraucht worden ist; seine Anwendung auf den Krieg erhielt es
jedoch erst seit Berthold Schwarz. Nach 1350 finden wir die Kanonen, oder
wie sie damals hießen, die Bombarden, Donner- oder Wallbüchseu im Ge-
brauch; später kam das kleine Gewehr auf, das anfangs auch mit einer Lunte
o^er Zündrute abgefeuert wurde. Die Erfindung des Schießpulvers und der
Geschütze brachte einen gänzlichen Umschwung in der Kriegsführung hervor.
Da die alten Waffen des Rittertums den ferntreffeuden Büchsen weit nach-
standen, und die Rüstungen gegen Kugeln keine volle Sicherheit gewährten,
so bildete sich bei der allgemeinen Verbreitung des Feuergewehrs mit der
Zeit eine neue Kriegskunst aus.
2. Die älteste bekannte Art von Papier, das ägyptische, ward aus
der ägyptischen Papyrusstaude bereitet. Sie wächst am Nil, auch auf Sizilien
in stehenden Gewässern. Man löste vom Halme dieses Papierschilfes die
Häute oder Fäserchen in feinen Schichten ab, breitete diese auf einer mit Nil-
wasser befeuchteten Tafel aus und bestrich sie mit heißem, klebrigen: Nilwasser.
Auf die erste Lage ward eine zweite gelegt, zusammengepreßt, an der Sonne
getrocknet und mit einem Zahne geglättet. Auch die Eingeborenen von Mexiko
bereiteten vor der spanischen Eroberung ihr Papier auf ähnliche Art aus den
Blättern der Agave (Aloe). Die Israeliten zu Davids Zeiten hatten auf-
gerollte Bücher von Tierhäuten, und auch die Ionier in Kleinasien schrieben
auf ungegerbte Hainmel- und Ziegenfelle, von denen bloß die Haare abgeschabt
waren. In der Folge wurden dieselben nüt Kalk gebeizt und geglättet und
nach der Stadt Pergainus in Kleinasien, wo man diese Kunst vervollkommnete,
Pergament genannt. Aber sowohl das ägyptische Papier wie das Pergament
blieben doch für den Gebrauch unbequem und dabei höchst kostbar. Dagegen
Latten die Hindus bereits vor Christi Geburt die Kunst erfunden, ans roher