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1. Teil 1 - S. 225

1895 - Essen : Bädeker
225 und die zitternde Hand nicht mehr die Zweigroschenstücke zu werfen vermochte. Und der Stolz seines Lebens war, daß der König auch ihn persönlich kannte, und wenn er einmal durch den Ort fuhr, wahrend des Umspannens schweigend ans seinen großen Augen nach ihm hinsah, oder, wenn er gnädig war, ein weinig gegen ihn das Haupt neigte. Wie er auf den Schlachtfeldern seinem wilden Adel gelehrt hatte, daß es höchste Ehre sei, für das Vaterland zu sterben, so drückte sein unermüdliches, pflichtgetreues Sorgen auch dem kleinsten seiner Diener im entlegensten Grenzorte den großen Gedanken in die Seele, daß er zuerst zum Besten seines Königs und des Landes zu leben und zu arbeiten habe. Auch als schon hohes Alter den Rücken krümmte, ließ Friedrich der Große Ln seiner Thätigkeit nicht nach. Mit Recht verehrten und liebten ihn seine Unterthanen wie einen Vater. Weiln „der alte Fritz" unter sie trat, im einfachen blauen Soldatenrock, hohen über die Kniee gehenden Stiefeln, den großen dreieckigen Hut auf dem Kopfe, die Hand auf seinen Krückstock gestützt, so war das ein festliches Ereignis für alle. Stets lief eine jubelnde Volks- menge neben seinem Pferde her, so oft er von seinem Schlosse Sanssouci in die Stadt geritten kam. Und wie das preußische Volk auf seinen König stolz war, so verehrte man den großen Fürsten auch im Auslande und zollte ihm die höchste Ehrfurcht und Bewunderung. Doch war sein Alter in mancher Beziehung freudenloser geworden, als die früheren Jahre. Der Tod raubte ihnr nach und nach die teuersten Familieilglieder und die liebsten Genossen seines Umganges. Es wurde immer einsamer um ihn her. Nur die Verehrung, welche ihm das dankbare Volk widmete, hielt ihn für manche Entbehrung schadlos. Und als nun endlich am 17. August 1786 das gewaltige Auge brach, das so klar feine Zeit, so streng und groß sein Reich beherrscht hatte, da erfüllte tiefe Trauer alle Herzen. „Friedrich, die Zierde und der Stolz, der Vater und Erzieher, der wohlthätige Freund und Schutzgeist seines Volkes, war nicht mehr. Mit Preußen wurde die ganze Welt, von den Thronen bis in die Hütten, von der großen Trauerkunde tief ergriffen." 113. Die französische Revolution und ihre ersten Einwirkungen auf Deutschland. So wahr es ist, dass Gottesfurcht und Tugend ein Volk gross und glücklich machen, so wahr ist es auch, dais Gottvergessenheit und Laster- haftigkeit dasselbe von Stufe zu Stufe in einen Abgrund des schrecklichsten Verderbens stürzen. Einen Beweis dafür liefert uns in abschreckendei Weise das französische Volk am Ende des vorigen Jahrhunderts. Nachdem der Unglaube schon ein Jahrhundert früher in England tiefe "Wurzeln geschlagen hatte, verpflanzte er sich auch nach Frankreich. Das Land wurde durch eine Flut schlechter Bücher überschwemmt, welche den Glauben an die Wahrheiten der christlichen Religion zerstörten und dadurch natürlich auch den Gehorsam gegen die von Gott gesetzte Obrigkeit unter- gruben. Und als 1783 in Nordamerika sogar der Versuch gelungen war, einen Freistaat ins Leben zu rufen, der vom Königtum und Kirchentum, von Adel und Standesvorrechten, von einem stehenden Heere und von noch mancher anderen Einrichtung völlig absah, welche dem herrschenden Geiste der Ungebundenheit zuwider war, da gewann in verschiedenen Schichten der europäischen Bevölkerung die Ansicht immer mehr Eingang, die Staatseinrichtungen in der alten Welt müseten von Grund aus umgestaltet Schürmann u. Windmöller, Lehr- u. Leseb. f. Fortbildungs- u. Gewerbesch. I. 15
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