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1. Teil 1 - S. 231

1895 - Essen : Bädeker
231 In den Neichsständen, nach Besitz und Bildung gewählt, sollte das ganze Volk vertreten sein und an der Verwaltung des ganzen Staates teilnehmen. Stein sagt in seinem Sendschreiben an die oberste Verwaltungsbehörde: „Heilig war mir und bleibe mir das Recht und die Gewalt unsers Königs. Aber damit diese unumschränkte Gewalt und dieses Recht das Gute wirken kann, was in ihr liegt, scheint es mir nötig, ihr ein Mittel zu geben, wodurch sie die Wünsche des Volkes kennen lernen und ihren Bestimmungen Leben geben kann. Mein Plan war daher: jeder selbständige Staatsbürger, er besitze hundert Hufen oder eine, er betreibe Landwirtschaft, Gewerbe oder Handel, er habe ein bürgerliches Gewerbe oder sei durch geistige Baude an den Staat geknüpft, habe ein Recht zur Volksvertretung. Von der Ausführung dieses Planes hängt Wohl und Wehe unseres Staates ab, denn auf diesem Wege allein kann der Nationalgeist sicher erweckt und belebt werden." In so großartigen Zügen ward die Umgestaltung Preußens entworfen. Freilich sind bei der kurzen Dauer der Steinschen Verwaltung nicht alle Maßregeln (besonders nicht die letzten, die Einführung der Reichsstände) ins Leben getreten. Vieles blieb seinem Nachfolger vorbehalten; doch waren die großen Anregungen gegeben. Nicht viel länger als ein Jahr hat er die Regierung in Preußen gelenkt, aber die kurze Zeit hatte hingereicht, wenigstens den Unterbau des Staates volkstümlich und zeitgemäß herzustellen, dein Ganzen eine neue Seele einzuhauchen. Sein Fall war zunächst ein Unglück für Preußen und Deutschland. In ihm verloren alle die bedeutenden Kräfte, die zu einer Erhebung in Norddeutschland reis waren, ihren leitenden Mittelpunkt. Des Rechtes Grund- stein, der Deutschen Edelstein hat ihn schon damals dankbar unser Volk genannt. Nach Piersson und D. Müller. 115. Girie Geschichte von der unvergeßlichen Königin Luise. Man schrieb die Jahreszahl 1798. Die Königin Luise saß an der Wiege ihres jüngsten Kindleins, der Prinzessin Charlotte. Friedlich schlunlinerte die Kleine, und mit still glückseligem Lächeln ruhte das Auge der Mutter auf der lieblichen Gestalt. Da öffnete sich leise die Thür, und eine Zofe sagte schüchtern: „Draußen steht eine arme Frau, die ein Anliegen an Ew. Majestät hat." „Sie mag hereinkommen!" befahl die Königin nach einigem Besinnen. Und gleich darauf erschien ein Weib in ärmlicher Kleidung und mit einem Gesicht, auf welchem eine lange Leidensgeschichte zu lesen war. Sie klagte mit vielen Worten ihre Not daher und wurde geduldig bis zu Ende angehört. Dann trat die Königin ihr näher, legte ihr die Hand auf die Schulter und erwiderte in dem Tone der herzlichsten Teilnahme: „Liebe Frau, Ihr Unglück rührt mich, daß ich Ihnen auf der Stelle helfen möchte; doch geht das nicht an. Sehen Sie hier!" Sie langte aus dem Schreibtisch ein Geldkästchen, öffnete es und kehrte es um; da fiel nicht ein Geldstück heraus. „Sie sehen," fuhr die Königin fort, „ich bin in diesem Augenblicke so arm wie Sie. Aber kommen Sie beute abend wieder!" Die arme Frau empfahl sich dankend, und die Zofe erhielt den Auftrag, den Kämmerer Walter zu rufen. Der Geforderte erschien gar bald und wurde von der Königin mit den Worten empfangen: „Lieber Walter, seien Sie mein rettender Engel! Helfen Sie mir, daß ich andern helfen kann — ich habe keinen Groschen mehr!"
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