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1. Teil 1 - S. 239

1895 - Essen : Bädeker
239 stehe. Aber seit der Mitte der sechziger Jahre hatte Napoleons Glück Rück- schläge erfahren. Aus Mexiko, wo er wahrend des amerikanischen Bürgerkrieges ein von ihm abhängiges Kaiserreich unter Kaiser Franz Josephs unglücklichem Bruder Maximilian hatte herstellen wollen, hatte er, nachdem er vergeblich Millionen an Geld und Tausende an Menschenleben geopfert, weichen müssen, und der blutige Schatten des von Napoleons Heer verlassenen und darauf von den dortigen Republikanern hingerichteten Maximilian (9. Juni 1867) stand wie ein Ankläger gegen seinen Ehrgeiz da. Im Innern Frankreichs erhob sich die nur immer auf kürzere Zeiträume besänftigte Stimme der Republikaner gegen ihn., Nun kamen die unerwarteten wie betäubenden Siege der Preußen über die Österreicher im Jahre 1866. Napoleon hatte gehofft, in Deutschland würde sich ein langer Bürgerkrieg entzünden oder Preußen werde besiegt werden; in beiden Fällen hatte er dann einschreiten wollen als der gewaltsame Vermittler, um dabei Eroberungen am Rhein und in Belgien machen, namentlich aber eine hochangesehene, oberste Rolle in Europa und den Schutzherrn Deutschlands spielen zu können. Voir dem allen war das Gegen- teil eingetreten. Preußen hatte einen kriegerischen Ruhm erworben, der selbst den des ersten Napoleon übertraf, und Deutschland, statt schwach und zer- rüttet zu sein, stand einiger und stärker da, als je zuvor. Und war auch Napoleon selbst zu klug, um sofort gewaltsam gegen die Erfolge Preußens aufzutreten: das französische Volk und namentlich das französische Heer ertrug es nicht, sich in der Waffenehre von einem andern Volk übertroffen zu sehen, und Staatsmänner wie Thiers machten es dem Kaiser zum Vorwurf, daß er es zugegeben habe, daß eine deutsche Einheit geschaffen. „Rache für Sadowa," war deshalb der Ruf der „großen" Nation. Von der französischen Regie- rung waren, wenngleich sehr behutsam, Ansgleichsfordernngen, d. h. Zu- mutungen, die auf Abtretung deutschen Grenzgebietes zur Befriedigung und Versöhnung Frankreichs zielten, gemacht, aber von Preußen abgewiesen worden. Unter diesen Umständen mußte Preußen in jedem Augenblick eines Angriffs gewärtig sein. Napoleon sah sich dabei von den Franzosen mehr vorwärts gedrängt, als daß er selber nach einem Kampfe gedürstet hätte, dessen Gefahren er besser ermaß, als die Mehrzahl seines Volkes. Schon im Jahre 1867 hätte die Luxemburger Frage beinahe zu einem Kriege geführt. Dem Großherzogtum Luxemburg und einem Teile der holländischen Provinz Limburg war durch die Verträge von 1815 und 1839 eine unnatürliche Mittelstellung gegeben, indem beide Länder zwar unter der niederländischen Landeshoheit standen, gleichwohl aber dem deutschen Bunde mit angehörten. Nachdem derselbe 1866 sich aufgelöst, waren diese Gebiete aus der großen Gemeinschaft selbstverständlich herausgetreten. Die Stadt Luxeinburg aber, eine wichtige Bundesfestung und die Hauptstadt des seinem Kerne nach deutschen, doch sonst vielfach verwelschten Ländchens, hielten noch immer die Preußen besetzt. Nun forderte Frankreich die Räumung dieser, angeblich Frankreich bedrohenden Stellung; zugleich verbreiteten sich Gerüchte, Frankreich sänne mit Einwilligung des Königs der Niederlande auf eine Ein- verleibung Luxen,burgs, um sich dadurch eine Entschädigung für die vermehrte Macht Preußens zu schaffen. Schon verbitterte sich in den 'öffentlichen Blättern und auch in der Landesvertretung beider großen Reiche der Streit. Da zeigte Preußen seine völlige Friedensliebe, indem es dem Vorschlage Gehör gab, daß eine europäische Konferenz zur Ausgleichung des Streites zu London zusammen- träte, und hier wurde der Vorschlag angenommen, daß die Festung Luxemburg von
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