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1. Teil 1 - S. 293

1895 - Essen : Bädeker
293 Die Leinenindustrie erreichte unter Friedrich dem Grossen ihren Höhepunkt. Flachs wurde in allen Gegenden des Landes, vorzüglich aber in denen von Neisse, Öls, Sagan u. a. 0. gewonnen. Die Spinnerei beschäftigte den grössten Teil der Einwohner, in den Mussestunden sogar die Soldaten. Am feinsten wurde gesponnen bei Tauer, Liegnitz, Greifen- berg, am dauerhaftesten bei Öls, Wartenberg und Neisse und zwar überall auf der Spindel. Die Weberei ernährte die ganze Gebirgsgegend, sie blühte um Greifenberg, Hirschberg, Schmiedeberg, Landshut, Waldenburg, in der Grafschaft Glatz. Hirschberg war der Mittelpunkt der Ausfuhr und galt damals nächst Breslau für die zweite Handelsstadt Schlesiens. Der Hauptweg ging nicht durch die Mark, sondern durch Sachsen und Lüneburg nach Hamburg; ein anderer Weg auf der Oder nach Stettin oder auch durch den Friedrich-Wilhelmskanal und die Spree nach der Elbe und wieder nach Hamburg. Man schätzte um 1786 den Betrag der schlesischen Leinwandausfuhr auf 15 Mill. Mark. Auch die Tuchmanufaktur hob sich unter Friedrich dem Grossen von neuem; doch erreichte sie damals die alte Blüte nicht wieder. Die Verfertigung der im 17. Jahrhundert erfundenen Mezzolane, dünner Zeuge von Wollen- und Leinengarn, beschäftigte namentlich die Gegend von Reichenbach. Doch auch dieser Gewerbzweig ging nach dem siebenjährigen Kriege wieder zurück. Einen bedeutenden Aufschwung nahm seit der preussischen Zeit der Bergbau, namentlich die Gewinnung von Eisen und Steinkohlen. Das ganze, grosse Gebiet der Eisenindustrie blühte nun auf; man fing an, aus schlesischem Eisen Stahl zu machen. Eine in Breslau angelegte Nadel- fabrik beschäftigte um 1780 über 100 Arbeiter. Die Gewinnung der Steinkohlen, welche im früheren Zeitraume des Holzreichtums unbeachtet geblieben war, stieg 1780 auf 30 000 Tonnen. Kleinere Gewerbe dieses Gebietes waren die Herstellung blauer Kobaltsteine zu Querbach bei Friedeberg, das Vitriolwerk bei Schreiberhau, die Kupfergrube bei Rudelstadt, das Arsenikbergwerk bei Reichenstein, die Galmei- und Bleibergwerke in Oberschlesien. Die Glashütten suchte man durch Heranziehung böhmischer Arbeiter zu heben, sie blühten längs des ganzen Gebirges auf. Friedrich nötigte auch die Klöster zu gewerblicher Thätigkeit, namentlich zu Versuchen in neuen Zweigen, z. B. in der Nachahmung von englischen Ledergerbereien, französischem Seidenbau, sächsischer Damastweberei, westfälischer Draht- zieherei. Die Klöster Grüssau, Leubus, Sagan und andere beschäftigten eine Menge Arbeiter. Schloss auch das vorige Jahrhundert nicht so günstig ab, wie es um seine Mitte versprochen hatte, so brachte der Anfang des jetzigen eben keine Verbesserung. Es bedurfte der langen Friedensjahre nach den Freiheitskriegen und des durch die Einführung der Gewerbefreiheit und durch das Erwachen eines lebendigen Nationalgefühls gesteigerten Thätigkeitstriebes und der im Bunde mit diesem sich regenden mutigeren Unternehmungslust, um, wie im ganzen deutschen Vaterlande, so auch in Schlesien die Industrie wieder zu erfreulicher Entfaltung, sowohl in Bezug- auf die äussere Ausdehnung wie innere Vervollkommnung gelangen zu lassen. Ganz besonders hat sich in den letzen Jahrzehnten der Kohlen- bergbau in dem sogenannten oberschlesischen Becken, dem zweitgrössten und zweitwichtigsten des Deutschen Reiches, entwickelt. Derselbe kommt
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