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1. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
— 82 - gezogen sei, daß sie es aber zuletzt hätten sitzen lassen, und daß es jetzt da sei. Als der Tagelöhner mit den ©einigen zu Nacht aß, setzte sich das sremde Kind auch an den Tisch; als es Zeit war zu schlafen, legte es sich auf die Ofenbank und schlief auch. So den andern Tag, so auch den dritten. Denn der Mann sagt': „Ich kann das Kind nicht wieder in sein Elend hinausjagen, so s,hwer es mir ankommt, eins mehr zu ernähren." Aber am dritten Tage sprach er zu seiner Frau: „Frau, ich will's doch auch unserm Pfarrer anzeigen." Der Pfarrer lobte die gute Denkungsart des armen Mannes; „aber das Mägdlein," sagte er, „soll nicht das Brot mit Euren Kindlein teilen, sonst werden die Stücklein zu klein. Ich will ihm einen Vater und eine Mutter suchen." Also ging der Pfarrer zu einem wohlhabenden und braven Manne in seinem Kirchspiel , der selber wenig Kinder hatte, und sagte zu ihm: „Peter, wollt Ihr ein Geschenk annehmen?" — „Nachdem's ist," sagte der Mann. — „Es kommt van unserm lieben Herrgott!" — „Wenn's von dem kommt, so ist's kein Fehler." — Also bot ihm der Pfarrherr das verlassene Mägdlein an u id erzählte ihm die Geschichte dazu, so und so. Der Mann sagte: „Ich will mit meiner Frau reden. Es wird nicht fehlen." Der Mann und die Frau nahmen das Kind mit Freuden auf. „Wenn's gut thut," sagte der Mann, so will ich's erziehen, bis es sein Stücklein Brot selber verdienen kann. Wenn's nicht gut thut, so will ich's wenigstens behalten bis ins Frühjahr, denn dem Winter darf man keine Kinder anvertrauen." Jetzt hat er's schon vielmal überwintert und vielmal übersommert auch. Denn das Kind thut gut, ist folgsam und dankbar und fleißig in der Schule. Und Speise und Trank ist nicht der größte Gotteslohn, den das fromme Ehepaar an ihm ausübt, sondern die christliche Zucht, die väterliche Erziehung und mütterliche Pflege. Wer das fremde Töchterlein unter den andern Kindern in der Schule sieht, soll es nicht erkennen, so gut sieht es aus, und so sauber ist es gekleidet. Joh. Pet. Hebel. 28. Eine Fürslentochler. Fast in der westlichsten Spitze des Münsterlandes, nicht weit von Ahaus, liegt das Städtchen Ottenstein. Auf der noch vorhandenen Burg wohnte zu Anfang des 15ten Jahrhunderts ein Graf Heinrich von Solms. Auch das umliegende Gebiet mit der Stadt Vreden gehörte ihm. Seine Unterthanen waren ihm in Treue ergeben; aber sein Nachbar, der mächtige Bischof Otto Iv. von Münster, zog mit Feuer imb Schwert wider ihn, verheerte das Land und belagerte den Grafen auf seiner Burg. Der aber hielt sich tapfer und die wehrhaften Bürger des Städtleins halfen ihm wacker, den zornigen Bischof zurück- zuwerfen. Und da es ihnen glückte, insgeheim Lebensmittel herbeizu- schaffen, so zog sich die Belagerung zwei Jahre lang hin. Da war des Bischofs Geduld zu Ende. In seinem Grimme bot er im münster- schen Bistum alles auf, was eine Waffe führen konnte, und schloß Stadt und Burg Ottenstein also ein, daß an eine längere Verteidigung nicht mehr zu denken war. Der Gras sah mit Entsetzen, daß seine lieben, getreuen Bürger
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