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1. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
208 217. Die Pflanzenwelt im Herbste. Der Herbst hält seinen Einzug unter dem Geleite der Spätsommer- blumen und bringt uns helle Tage mit durchsichtiger Atmosphäre, welche dem Auge nur wenige Hindernisse in den Weg legt und einen fast un- begrenzten Blick in die Weite gestattet. Die Ob st bäume, welche in unserm Vaterlande Gehöfte und Weiler, Dörfer und Städte mit einem grünen Kranze umgeben, die Straßen entlang stehen und selbst in vereinzelten Gruppen auf Wiesen- grund und Flur einen Platz finden, bedecken sich mit ihren in allen Farben prangenden Früchten, welche uns von den Ästen und Zweigen entgegen lachen. Die Rebe, welche in einzelnen Gegenden Fenster und Thüren der ländlichen Wohnungen mit ihren lebhaft grünen, schön ge- lappten Blättern umrankt, in andern die nach Süden gelegenen Ab- hänge der Berge schmückt, läßt ihre roten und weißen Trauben mit ihren feucht angehauchten Beeren in den goldenen Strahlen der Herbst- sonne erglänzen. Die Wiesen kleiden sich nach der zweiten Ernte noch einmal in ein lebhaftes Grün, welches an den dunkleren Erlen, sowie an dem Gelb der Weiden und Pappeln einen herrlichen Hintergrund findet, während einzelne Gruppen von grasenden Kühen und lustig sich tummelnden Kinderscharen das herbstliche Bild beleben. Endlich pflückt der Mensch die Früchte, welche die ersten sonnigen Wochen des Herbstes gereift haben, von den Bäumen und beraubt diese ihres schönsten Schmuckes, welchem schon hie und da die Blätter nach- fallen. Mit festlichem Gepränge, unter lautem Jubel und schallendem Gesang, schneidet der Winzer die Traube, um ihren Saft auszupressen, damit er im dunklen Keller sich umwandle in den funkelnden Wein, welcher das Herz des Menschen erfreut. An neuen Blüten bringt der Herbst nur wenige. Die Riicken sandiger Hügel und Berge überkleidet das zarte Rot des gemeinen Heide- krauts. Stellenweise an Rainen und Wiesenrändern lugen die Blümchen des Augentrostes hervor, während auf Feldern und Triften einzelne Arten aus der Schar von Unkräutern noch im Blühen begriffen sind, von denen namentlich Kreuzkraut und Miere bis in die spätesten Tage des Jahres ausdauern. In voller Pracht aber erscheint der herbstliche Wald. Die Wipfel und Äste seiner Bäume sind in die glänzendsten Farben gekleidet. Schon in den ersten Tagen des Herbstes leuchten vereinzelt die gelben Wipfel der Birke aus dem umgebenden Grün des Forstes hervor, zu denen sich am Saume des Waldes die minder lebhaft gefärbten Spitzen der Äste und Zweige von Weißbuchen und weiter drüben auf Wiesen und Feldern einzelne flammendrote Vlätterstreifen der Birnbaumkrone gesellen. Das graue Grün der Rotbuche geht allmählich in ein feuriges Braun und Braunrot über, ehe die salb gewordenen Blätter sich von den Zweigen lösen, um am Boden der Verwesung anheim zu fallen. Selbst die ernste, stolze Eiche nimmt an dem Wechsel teil und mischt sich in die bunte Reihe, indem sie, wenn auch nur auf kurze Zeit, ihre Blätter in allen Abstufungen vom gelblichen Grün bis zum feurigen Gelbrot erglänzen läßt.
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