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1. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
— 265 260. Die Alpen. 1. Am mittelländischen Meere beginnt dieses höchste und mächtigste Gebirge unsres Erdteils. Nachdem es auf einer langen Strecke die natürliche Grenze zwischen Italien und Frankreich gebildet hat, tritt es in die Schweiz ein, wo es sich am meisten ausbreitet und am mannig- faltigsten verzweigt. Endlich durchzieht es die südlich von der Donau gelegenen östreichischen und bayerischen Provinzen, besonders Tyrol, Salzburg und Steiermark. So formt es im ganzen einen Bogen von mehr als 120 Meilen Länge; dabei erreicht es an mehreren Stellen eine Breite von 40 Meilen. Das ganze Alpengebiet aber umfaßt etwa 6000 Quadratmeilen und hat also beinahe die Größe des Königreichs Preußen Mächtig bewegt der Anblick der Alpen das Herz. Wer sollte durch diese riesigen Gebirgsmassen nicht sogleich erinnert werden an den, der die Berge gegründet hat, daß sie fest stehen seit den Tagen der Schöpfung? Obgleich sie stumm sind, so bezeugen sie doch dem schwachen Menschen aufs eindringlichste die Größe und Majestät des Allmächtigen. Hoch in die Wolken ragen die meisten Gipfel der Alpenketten hinauf. Bis in die kältesten Luftschichten erheben sie sich, in denen die Sonne Schnee und Eis nicht mehr zu schmelzen vermag. So schimmern sie selbst während der glühenden Hitze des Sommers im herrlichsten Silber- glanze hernieder in die Thäler, die sie mit lieblichem Grün umgürten, und in deren klaren, spiegelhellen Seeen die vom Kamm des Gebirges wild herabstürzenden Gießbäche ihre Gewässer sammeln. 2. Nach der Südseite, nach Italien zu, fallen die Alpen meist steil ab; auf der Nordseite aber senken sie sich sanft. Es giebt hier viele mäßige Höhen, welche leicht erstiegen werden können. Zwischen ihnen ziehen sich weite, anmutige Thäler hin, die mit den köstlichsten Produkten gesegnet sind. In denjenigen, die sich nach Mittag öffnen, gedeihen die herrlichsten Südfrüchte: Feigen, Kastanien, Citronen und Orangen. Auch sind dieselben fast sämtlich stark bevölkert. Da reiht sich Stadt an Stadt, Dorf an Dorf. Ein reges Leben herrscht in den Werkstätten der fleißigen Handwerker, in den Fabriken, auf den Äckern und Wiesen, in den Obst- und Weingärten. Die Äcker ziehen sich meist ziemlich weit die Berge hinan. In der Höhe von 1250 Metern aber ist die Getreide- grenze, d. h. auf einer Fläche, die über diese Höhe hinausliegt, gedeiht kein Getreide mehr. Jetzt gelangt man in dichte Wälder mit schönem, grünem Laubholz. Weiter hinauf erheben sich mächtige Tannen, Fichten und andere Nadelhölzer. 1850 Meter über dem Meeresspiegel hört jedoch der üppige Baumwuchs auf; hier ist die Baumgrenze. Berge, welche über diese Höhe nicht hinausgehen, nennt man Voralpen. Von jetzt an findet sich nur noch niedriges Knieholz und Veerenstranchwerk, oder Moos und Flechten bedecken den Boden. Wilde Felsmassen lagern im Wirrwarr durcheinander; nackte Felshörner erheben sich in seltsamen Ge- stalten allerwärts. Allenthalben ist Totenstille; selbst die Winde halten hier ihren Odem an sich. Nur der gewaltige Flügelschlag eines Lämmer- geiers oder eines Adlers unterbricht zuweilen die feierliche Stille, oder es stürzt rauschend ein Bergstrom in die gähnende Tiefe. Unter sich
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