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1. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
— 449 - und ans Land treiben sehen. Es wurde daher der feurigste Wunsch des Kolumbus, eine Entdeckungsfahrt nach Westen hin zu unternehmen. Zuerst machte er seiner Vaterstadt Genua das Anerbieten und verlangte einige Schiffe. Allein man erwiderte ihm: „Du bist ein Träumer!" und wies ihn ab. Hierauf wandte er sich an den König von Portugal; doch ebenfalls umsonst. Nun ging er nach Spanien; aber auch hier dauerte es acht lange Jahre, bis der beharrliche Mann mit seinem Vor- haben durchdrang. Endlich gab ihm die Regierung im Jahre 1492 drei kleine Schiffe und 90 Matrosen, um die große Reise anzutreten. Voll kühnen Mutes fuhr nun Kolumbus ins wilde, unbekannte Meer hinaus. Der Wind blies günstig, und pfeilschnell flogen die Schiffe dahin. Aber wo fand sich das gesuchte Land? Sechzig Tage hatte die Fahrt schon gedauert, und noch immer sah man nichts, als die unend- liche Wasserwüste ringsum und darüber die weite Himmelsdecke. Da ergriff Angst auch die beherztesten unter den Schiffsleuten. „Was soll aus uns werden?" fragten sie zitternd. „Er führt uns in den gewissen Unter- gang." Nur Kolumbus verlor keinen Augenblick den Mut. „Seid getrost," rief er den Verzagten zu, „bald ist das Ziel erreicht!" Und unermüdet stand er Tag und Nacht auf dem Verdeck und beobachtete und leitete alles. Aber endlich versagt ihm die verzweifelnde Mannschaft den Gehorsam. In wilder Wut stürzen die Matrosen auf ihn los und drohen ihn über Bord zu werfen, wenn er nicht alsbald umkehre. „Nur drei Tage noch fordere ich," erwiderte Kolumbus; „sehen wir dann kein Land, so fahren wir heimwärts." Das nahmen die Empörten an. Und siehe, schon am folgenden Tage erreichte das Senkblei den Meeresgrund; Rohr und ein Baumast mit roten Beeren schwammen auf sie zu, und Landvögel flogen auf die Masten. Die Sonne ging unter; noch sah man nichts. Doch ließ Kolumbus die Segel einreffen, um nicht etwa bei Nacht auf Klippen getrieben zu werden. Gegen Mitternacht erblickte man ein Licht in der Ferne. „Land, Land!" erscholl es jetzt aus jeder Brust; man stürzte einander in die Arme, alle weinten vor Freude und baten knieend ihren heldenmütigen Führer um Verzeihung. Als der Morgen anbrach — es war am 7osten Tage nach der Abfahrt — sahen sie eine schöne, grüne Insel vor sich liegen. Mit Sonnenaufgang ruderten sie nun unter kriegerischer Musik ans Land; Kolumbus, eine Fahne in der einen Hand, einen Degen in der andern, war der erste, der die neue Welt betrat. Nachdem er mit der ganzen Mannschaft Gott auf den Knieen gedankt, nahm er die Insel feierlich für den König von Spanien in Besitz. Die Inselbewohner, welche von allen Seiten am Ufer zusammengeströmt waren, betrachteten mit Erstaunen die weißen Männer, ihre Kleidung, Schiffe und Waffen. Niemals hatten sie solcherlei gesehen. Sie selbst waren nackt, von kupfer- roter Hautfarbe; viele trugen als Zierrat Goldbleche in Nase und Ohren. Ihre Insel nannten sie Guanahani; Kolumbus aber gab ihr den Namen San Salvador, d. i. Erlöserinsel. Nach kurzem Verweilen setzte er daun seine Entdeckungsfahrt weiter fort und fand die großen Inseln Cuba und Hayti (San Domingo). Sie waren mit dem üppigsten Pflanzen- wuchse bedeckt, aber von Anbau zeigte sich keine Spur; Herden nackter Menschen rannten tierähnlich umher und flohen beim Anblick der fremden 29 W
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