1892 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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und ans Land treiben sehen. Es wurde daher der feurigste Wunsch
des Kolumbus, eine Entdeckungsfahrt nach Westen hin zu unternehmen.
Zuerst machte er seiner Vaterstadt Genua das Anerbieten und verlangte
einige Schiffe. Allein man erwiderte ihm: „Du bist ein Träumer!"
und wies ihn ab. Hierauf wandte er sich an den König von Portugal;
doch ebenfalls umsonst. Nun ging er nach Spanien; aber auch hier
dauerte es acht lange Jahre, bis der beharrliche Mann mit seinem Vor-
haben durchdrang. Endlich gab ihm die Regierung im Jahre 1492
drei kleine Schiffe und 90 Matrosen, um die große Reise anzutreten.
Voll kühnen Mutes fuhr nun Kolumbus ins wilde, unbekannte
Meer hinaus. Der Wind blies günstig, und pfeilschnell flogen die Schiffe
dahin. Aber wo fand sich das gesuchte Land? Sechzig Tage hatte die
Fahrt schon gedauert, und noch immer sah man nichts, als die unend-
liche Wasserwüste ringsum und darüber die weite Himmelsdecke. Da
ergriff Angst auch die beherztesten unter den Schiffsleuten. „Was soll aus
uns werden?" fragten sie zitternd. „Er führt uns in den gewissen Unter-
gang." Nur Kolumbus verlor keinen Augenblick den Mut. „Seid getrost,"
rief er den Verzagten zu, „bald ist das Ziel erreicht!" Und unermüdet
stand er Tag und Nacht auf dem Verdeck und beobachtete und leitete alles.
Aber endlich versagt ihm die verzweifelnde Mannschaft den Gehorsam.
In wilder Wut stürzen die Matrosen auf ihn los und drohen ihn über
Bord zu werfen, wenn er nicht alsbald umkehre. „Nur drei Tage noch
fordere ich," erwiderte Kolumbus; „sehen wir dann kein Land, so fahren
wir heimwärts." Das nahmen die Empörten an. Und siehe, schon
am folgenden Tage erreichte das Senkblei den Meeresgrund; Rohr und
ein Baumast mit roten Beeren schwammen auf sie zu, und Landvögel
flogen auf die Masten. Die Sonne ging unter; noch sah man nichts.
Doch ließ Kolumbus die Segel einreffen, um nicht etwa bei Nacht auf
Klippen getrieben zu werden. Gegen Mitternacht erblickte man ein Licht in
der Ferne. „Land, Land!" erscholl es jetzt aus jeder Brust; man stürzte
einander in die Arme, alle weinten vor Freude und baten knieend ihren
heldenmütigen Führer um Verzeihung. Als der Morgen anbrach —
es war am 7osten Tage nach der Abfahrt — sahen sie eine schöne, grüne
Insel vor sich liegen.
Mit Sonnenaufgang ruderten sie nun unter kriegerischer Musik ans
Land; Kolumbus, eine Fahne in der einen Hand, einen Degen in der
andern, war der erste, der die neue Welt betrat. Nachdem er mit der
ganzen Mannschaft Gott auf den Knieen gedankt, nahm er die Insel
feierlich für den König von Spanien in Besitz. Die Inselbewohner,
welche von allen Seiten am Ufer zusammengeströmt waren, betrachteten
mit Erstaunen die weißen Männer, ihre Kleidung, Schiffe und Waffen.
Niemals hatten sie solcherlei gesehen. Sie selbst waren nackt, von kupfer-
roter Hautfarbe; viele trugen als Zierrat Goldbleche in Nase und Ohren.
Ihre Insel nannten sie Guanahani; Kolumbus aber gab ihr den Namen
San Salvador, d. i. Erlöserinsel. Nach kurzem Verweilen setzte er daun
seine Entdeckungsfahrt weiter fort und fand die großen Inseln Cuba
und Hayti (San Domingo). Sie waren mit dem üppigsten Pflanzen-
wuchse bedeckt, aber von Anbau zeigte sich keine Spur; Herden nackter
Menschen rannten tierähnlich umher und flohen beim Anblick der fremden
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