1892 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Schätze sammeln, und es ist nur zu beklagen, daß so mancher alles
edlere Gefühl seiner Leidenschaft zum Opfer bringt und zum Sklaven
des Mammons wird. Die große Menge der schiffbaren Flüsse fördert
den Verkehr außerordentlich. Viele derselben konnten ohne große Mühe
durch Kanäle verbunden werden. Ungeachtet der großen Entfernungen
sind die sämtlichen bedeutenden Handelsplätze durch Eisenbahnen in
Verbindung gesetzt; über die Felsengebirge hinweg führt die gewaltige
Pacific-Bahn bis zu den Küsten des stillen Oceans. An Landstraßen
freilich ist, namentlich im Süden und Westen, noch großer Mangel.
415. Eine Ansiedelung im fernen Westen.
Folgen wir einem unserer deutschen Landsleute auf seiner Reise
nach Amerika. Der Auswanderer hat etwa bei Newyork den Boden der
vereinigten Staaten betreten. Eisenbahnen und Dampfschiffe bringen ihn
nach Missouri, Wisconsin oder in einen andern Staat, in dem er sich
eine neue Heimat zu gründen gedenkt. An die Stelle der schnellen Fahr-
zeuge tritt endlich ein einfacher, höchstens mit zwei Pferden bespannter
Karren. An Straßen ist nicht mehr zu denken; nur die im Wege
stehenden Bäume sind niedergehauen, die tiefsten Sümpfe mit Erde aus-
gefüllt worden. Auch an Gasthäusern fehlt es; doch findet der Ankömm-
ling in der Regel für Geld und gute Worte auf einer schon eingerich-
teten Farm ein Nachtquartier. Vielleicht bietet sich Gelegenheit zum
Ankaufe einer solchen Besitzung; im andern Falle sucht sich unser Lands-
mann eine passende Stelle zur Niederlassung aus und kauft der Re-
gierung für einen billigen Preis die Grundfläche ab, die er urbar zu
machen gedenkt.
Das erste Geschäft des neuen Ankömmlings ist die Errichtung eines
Blockhauses, bei dem ihm seine nächsten Nachbarn bereitwilligst Bei-
stand leisten. Denn Bäume von festem Holze werden gefällt und in
gleich lange Stücke gehauen. Vier starke Stämme werden in ein Rechteck
gelegt und an ihren übereinander stehenden Enden fest zusammengefügt.
Auf dieser ersten Grundlage des Hauses erhebt sich darauf in gleicher
Weise eine Lage nach der andern. Um den dadurch eingeschlossenen vier-
eckigen Raum zugänglich zu machen, haut man aus der einen Seiten-
wand eine Öffnung für die Thür aus. Eine zweite Öffnung ist für das
aus Lehm aufzuführende Kamin bestimmt. Fenster läßt man ganz
fehlen; das Dach wird aus dicken, unförmlichen Breitem errichtet, die
nach Schweizerart mit Steinblöcken beschwert werden, damit der Wind
sie nicht wegführe. Ein Hofraum wird vermittelst starker, in die Erde
gerammter Pfähle, die weder Kühe noch Pferde überspringen können,
eingefriedigt. Dasselbe geschieht später auch mit den Feldern. Mit
diesen Geschäften hat nun bereits auch schon die Urbarmachung des
Waldes begonnen, dem alles erforderliche Holz entnommen worden ist.
Die weitere Ausrodung desselben ist eine sehr beschwerliche Arbeit, die
jahrelang, meist im Herbste, fortgesetzt wird. Die jungen Bäume werden
einen Fuß über der Erdoberfläche abgehauen, die stärkeren aber dadurch
getötet, daß mit der Axt Ringe in die Bäume geschlagen werden. Sind
sie nach kurzer Zeit abgestorben, so wirft sie der Wind zu Boden. Die