Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Der Jugendfreund - S. 186

1887 - Düsseldorf : Schwann
186 Ausbau an. Zuweilen kommt es vor, dass der Storch sein Nest vertheidigen muss. In den Grenzen seines Ge- bietes erscheint ein anderer Storch. Das Männchen hat ihn von weitem geschaut, und in sausendem Fluge stürzt er sich seinem Neste zu, um Haus und Weib zu schir- men. Der Storch duckt sich nieder und richtet zischend seinen Schnabelspiess empor; zugleich schwingt er die Flügel zum zerschmetternden Hiebe. Der Kampf beginnt. Beide Kämpfer bohren sich die Schnäbel in Hals und Brust; wüthend schwingen sie sich auf, und die Flügel prasseln krachend nieder. Wildes Geplapper erfüllt die Luft. Ein tiefer Stich verwundet den einen, und die Kämpfer verschwinden in der Weite. Bald entbrennt der Kampf wieder und nähert sich von neuem dem Neste. Da beginnt das Weibchen zu klappern, gleichsam um das Männschen zur Ausdauer zu ermahnen. Dieses ver- nimmt den Ruf. Noch eiu paar Streiche schwirren durch die Luft; noch einmal fahren die Schnäbel zusammen und der Gegner stürtzt zu Boden. Haus und Hof sind gesichert. Sonst ist der Storch ein duldsames Tier; er lässt es ruhig geschehen, dass Schwalben und Sperlinge sich unter dem Reisiggewölbe seines Nestes ansiedeln. — Er ist ein reinlicher Vogel; er badet sich fleissig; und sein Schnabel ersetzt ihm Kamm und Bürste. Gegen Men- schen ist er zuthunlich. Sorglos spaziert er im Hot und Garten des Landmanns umher; in Seestädten schreitet er mitten durch den Strassentumult, wandert von Markt zu Markt, von Brunnen zu Brunnen, und fordert von jedem, dass er ihm ausweiche. Wenn im Hochsommer die Triften versengen und die Tei he und Sümpfe austrocknen, dann sucht der Storch das Innere der Laubwälder mit ihren Quellen, Bächen und Wiesen auf und wenn ihm auch hier die Nahrung auszugehen anfängt, rüstet er sich zur Reise nach Süden. Diese erfolgt meist plötzlich und im geordneten Zuge. In ununterbrochenem Fluge, zuweilen in Heeren von 2—3000, ziehen sie nach Ägypten, wo sie in der frosch- und schlangenreichen Niederung des Nil einen günstigen Aufenthaltsort finden. Wenn aber die Glühhitze des angehenden Sommers von dem wolkenlosen Himmel Ägyptens niederstrahlt, kehrt der Storch zurück in die aufgrünenden Fluren unseres Vaterlandes.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer