1887 -
Düsseldorf
: Schwann
- Hrsg.: ,, Kahl, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
247
Schließlich sei noch erwähnt, daß in dem Eisen eine furchtbare
Naturkraft wohnt, die man Magnetismus nennt.
8. Gewinnung und Gearbeilung der Metalle.
Einige Mineralien, als Thon, Lehm, Sand und Mergel, werden
ohne alle Kunst von gemeinen Handarbeitern ausgegraben; andere
hingegen erfordern zu ihrer Gewinnung mancherlei kostbare Anstalten,
Geschick und Anstrengung. Dahin gehört der Bergbau und das
Hüttenwesen, Der erstere bezweckt vorzüglich die Förderung,
das letztere die Schmelzung und Veredlung der Erze. Die meisten
Erze finden sich in den Spalten und Schichten der Gebirge, und solch
ein erzhaltiges Gestein heisst Gangart. Wenn ein Bergwerk angelegt
wird, so räumt erst der Bergmann die oben aufliegende Erde weg und
sucht dann in das Gestein einzubrechen, um den Erzgang zu finden.
Dies geschieht durch Pulver oder durch Fimmel und Fäustel.
Mit dem Pulver sprengt man zuweilen Steinmassen von 20 bis
30 Centnern auf einmal los. Der Fäustel ist eine Art Hammer mit
zwei breiten Schlagflächen; der Fimmel ein 8 Zoll langes und 1 Zoll
dickes, vierkantiges Eisen. Dieses wird auf das Gestein angesetzt und
mit jenem Hammer darauf geschlagen. Gelangt der Bergmann in senk-
rechten Gruben, welche Schachte heissen und manchmal einige tausend
Fuss tief sind, zu den Erzlagen, so macht er wagerechte Gänge oder
Stollen. Ein Schacht, welcher nicht durch ein festes Gestein geht,
muss, damit er nicht einstürze, verzimmert werden. Dasselbe nimmt
man mit den Stollen vor, die man auch öfters überwölbt oder durch
Pfeiler stützt. Häufig verursacht das in die Gruben dringende Wasser
viele Beschwerden: es überschwemmt, wenn es nicht herausgeschöpft
werden kann, ganze Bergwerke. Der Bergmann entfernt es entweder
durch Ableitestollen oder durch Pumpwerke, zu deren Getriebe man
Pferde und Dampfmaschienen anwendet. — Die gewonnenen Erze
werden auf Karren an die Füllörter gefahren und in Kübeln durch
einen Schacht aus der Tiefe herausgebracht oder, wie der Bergmann
sagt, aus der Teufe zu Tage gefördert.
Brechen die Erze nicht in so grosse Stücke, dass man schon
in der Grube das Gestein losschlagen kann, so werden sie entweder
ia einem Hause am Schacht, oder in den Hütten von dem groben
und taucen Gestein, worin sie stecken, mit einem besondern Hammer
losgehauen und geschieden. Hierdurch sondert man, aber blos die
grobem Teile ab; um besser zu scheiden, hat man andere Hilfs-
mittel nötig. Die Erze kommen in Pochwerke und werden dort zu
einem seinen Pulver, Schliche genannt, zerstossen. Die Pochwerke
sind Stamptmühlen, deren starke, vom Wasserrade bewegte Welle
Zap'en hat, welche die mit Eisen beschlagenen Pochstempel heben
und auf die Erze, die in hölzernen Trögen auf einer eisernen Unter-
lage ruhen, fallen lassen. Das Rösten, welches entweder vor oder
nach dem Pochen oder Waschen geschieht, dient dazu, die Erze
mürbe zu machen und den beigemischten Schwefel und Arsenik heraus»
zutreiben. Das ungepochte Erz wird in Roststätten, wo man es
schichtweise zwischen Kohlen und Holz legt und dieses sodann an-
zündet, der Schlich aber in Brennöfen geröstet. Nun erst kommt das
Erz in den Schmelzofen, worin sich das Metall von den übrigen frem-