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1. Der Jugendfreund - S. 249

1887 - Düsseldorf : Schwann
249 10. Das Petroleum. Unter den verschiedenen Beleuchtungsstoffen, durch welche in der neuern Zeit der Mensch der Nacht in das Regiment greift, ist das Petroleum derjenige, welcher die weiteste Verbreitung und die gröste Bedeutung zu gewinnen scheint. Wohl schüttelten viele Leute die Köpfe bei der Nachricht, dass drüben in Amerika an manchen Orten das Öl aus der Erde gepumpt wird, wie bei uns zu Lande das Wasser, oder dass es dort Teiche und Flüsse gibt, von deren Oberfläche man das Öl abschöpft, gerade wie wenn die Mutter eine Gans bratet und das Fett, das auf der Brühe schwimmt, mit dem Löffel wegnimmt. Die Pländler verschenkten anfangs das Öl sammt den zum Brennen desselben nötigen Lampen; dann bekamen die Kaufleute zu jedem Fasse Öl, das sie be- stellten, eine oder etliche Lampen umsonst. Allmählich kamen die Leute dahinter, dass das neue Öl heller brennt, als das alte, und doch weit wohlfeiler und reinlicher ist. Wie schnell sie sich in das Fxempel gefunden haben, nach welchem der Gewinn für unsern Geldbeutel um so grösser ist, je billiger die Sache, zeigt der Umstand, dass im Jahre 1866 in Pennsyl- vanien allein an 2 72 Millionen Fass Petroleum gewonnen wur- den, während die Ausbeute im Jahre 1861 sich nur auf 600,000 Fass belief. Am reichsten fliefsen die Erdölquellen seit einiger Zeit bei Oil-Spring, einer Gegend des eben genannten Staates in Nord- amerika. Die ersten Versuche, welche die Ölbohrer machten, sielen so glücklich aus, dass die meisten Bauern Pennsyl- vaniens die Hacke liegen und den Pflug stehen liessen, um Öl zu bohren. Es entstanden in der erwähnten Gegend tausende von Brunnen, aber die Unternehmungen waren wie ein Lotterie- spiel. Unter hundert Männern, welche für schwere Summen von den Landeigentümern das Recht gekauft hatten, Bohr- löcher von 4 Zoll im Durchmesser in die Tiefe zu führen, hatten achtzig bis neunzig das Geld weggeworfen und Arbeit und Mühe als Zugabe zum Verluste gelegt; nur zehn bis fünfzehn fanden öl, allerdings zuweilen in so ungeheurer Menge, dass mancher durch eine einzige Quelle binnen weni- gen Monaten zu einem Millionär wurde. In das Riesenmäfsige stieg der Ertrag, als im Sommer 1861 ein Bohrer tiefer, als bisher ging und dadurch einen immer fliessenden Brunnen ge- wann, welcher täglich etwa 1000 Fass Öl gab. Gleiche Ver- suche an anderen Orten hatten gleichen Erfolg. Im Winter 1861 auf 1862 wurden täglich 15000 Fass gefördert; es fehlte an Geräthen, das fliessende Öl aufzunehmen, und der Preis sank an Ort und Stelle auf ungefähr fünf Silbergroschen für pas Fass, das 120 bis 130 Quart enthält.
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