1887 -
Düsseldorf
: Schwann
- Hrsg.: ,, Kahl, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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hervorragt. Wie schön es an dem See sein muß, sieht man auch
daran, daß fünf verschiedene Staaten sich ein Stück seines Ufers
angeeignet haben : im Süden die Schweiz, westlich Baden, nördlich
Württemberg und Bayern, östlich Österreich, welches mit seinem
Tyroler Lande daran stößt.
11 Das Königreich Württemberg.
Das Königreich Württemberg liegt östlich vom Großherzog-
tum Baden. Es ist im Süden von der Donau und im Norden
von dem Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die
weiten Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen andern
Bächen und Flüßchen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so
ist es nicht überntt; denn die rauhe oder schwäbische Alp,
ein unfruchtbares Kalksteingebirge mit schroffen Felsen und bedeu-
tenden Höhlen, durchzieht das Ländchen.
Die Bewohner Württembergs sind Schwaben, welche einst einen
Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben
sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig.
Auf den 360 Onadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen
1,970,300 Menschen, also auf einerouadratmeile 5000. Da muß
fleißig gearbeitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das
thun denn auch die Württemberger; viele aber wandern auch aus
und suchen in der Ferne eine neue Heimat, oder treiben auswärts
Handel, wie die schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie
jedoch immer große Anhänglichkeit an ihre Heimat, imb verlieren
niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber
zugleich sehr gutmütig klingt.
Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und
Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar
zugehenden Thäte, welches mit Reben und Obstbänmen reich
bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 117,300 angewachsen,
so daß man sie jetzt zu den großen Städten zählen kann. Besonders
bemerkenswert für jeden Deutschen ist das dem aus Württemberg
gebürtigen großen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein
würde sein Vaterland allenthalben berühmt machen; darum >väre
es undankbar gewesen, wenn man sein Andenken in der Haupt-
stadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Außer Stuttgart sind
noch die Universitätsstadt Tübingen und die Festung Ulm
bemerkenswert. Durch ein wohlgeordnetes Schulwesen hat die
Württembergische Regierung sehr viel zur Bildung des Volkes bei-
getragen, und eben Württemberg, das Schwabenland ist es,
welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter, z. B. Schiller
Uhland, Justinus Kerner u. ä. gegeben hat.
Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimat zeichnen den schwä-
bischen Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den
Landesherrn und gegen die Familie aus. So wird von den