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1. Der Jugendfreund - S. 331

1887 - Düsseldorf : Schwann
331 2. Das Hospiz ans dem großen St. Bernhard. Der große St. Bernhard in den Alpen liegt zwischen dem schweizer Cantone Wallis und Oberitalien. Über diesen Berg^ zwischen seinen beiden 10,000' hohen Spitzen führt eine Straße ans dein Rhonethale nach Italien. Der ältere Teil dieser Alpen- straße zieht sich durch ein enges, schauerliches Felsenthal, und auf der Höhe des Überganges steht 7600' über der Meeresfläche noch auf schweizerischem Boden ein Kloster, als die am höchsten ge- iecjene Menschenwohnung in der Schweiz. Die Gegend um das Kloster ist sehr rauh, und hat das Klima der Nordspitze Europas. Der Schnee bleibt 8 bis 9 Monate liegen, und selbst in den wärmsten Sommermonaten friert es fast jedesmal gegen Morgen. Hier hat die katholische Liebe einen Sitz edelster Aufopferung für der Brüder Wohl bereitet; 10 bis 12 Augustiner-Mönche haben sich in diese wilde Einsamkeit gleichsam vergraben. Sie wohnen hier zu dem Zwecke, die ermatteten und erstarrten Reisenden lieb- reich aufzunehmen, imentgeltlich zu bewirten und ihnen jede mög- liche Hilfe angedeihen zu lassen. Und nicht gering ist die Zahl derjenigen, die im Kloster Unterkunft suchen; denn alljährlich ziehen 30 bis 40,000 Wanderer die Alpenstraße. In den Monaten, in denen Schnee, Nebel, Ungewitter und La- winen den Weg gefährlich machen, wandern die Klosterbrüder und ihre Diener täglich umher, um Verirrte aufzusuchen oder im Schnee Versunkene zu retten. Zur Rettung der Unglücklichen be- dienen sie sich auch besonders abgerichteter Hunde, welche entweder allein ausgehen oder die Brüder begleiten. Sobald einer der Hunde einen Unglücklichen ausgewittert hat, kehrt er in schnellem Lause zu seinem Herrn zurück und gibt durch Bellen, Wedeln und unruhige Sprünge die gemachte Entdeckung kund. Oft hängt man diesen Hunden ein Fläschchen mit Branntwein oder einem anderen erwärmenden Getränk und ein Körbchen mit Brod um den Hals, um es einem schwachen, ermüdeten Wanderer, der nicht mehr weiter konnte, zur Erqickung und Stärkung darzubieten. Ausgezeichnet unter den Hunden des Hospizes war einer Na- mens Barry, der durch 12 Jahre allein mehr als 40 Menschen gerettet hat. Der Eifer, den er hierbei bewies, war außerordent- lich. Sobald gefährliche Witterung sich einstellte, hielt ihn nichts mehr im Kloster zurück, sondern er strich rastlos und bellend uin- her, um einen Versinkenden zu fassen oder einen Verschneiten her- vorzuscharren. Einen erstarrten Knaben beleckte er einmal so lange, bis derselbe zu sich kani und sich ihm endlich auf den Rücken setzte. Als Barry alt geworden, sandte ihn der Prior nach Bern, um für den Reit seiner Tage ihm Ruhe zu gönnen. Nach seinem Tote wurde seine Haut ausgestopft und in dem Museum der Naturgeschichte zu Bern aufgestellt, wo ihn jeder
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