1887 -
Düsseldorf
: Schwann
- Hrsg.: ,, Kahl, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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noch vermehrt durch die natürliche Beschaffenheit des Landes.
Nur an einer Seite ist es vom Meere, dem mittelländischen be-
grenzt; an den andern Seiten bilden die Länder Syrien und
Arabien seine Grenzen. Im Norden, wo es an Syrien stößt,
erhebt sich ein 10,000 Fuß hoher Gebirgsrücken, dessen Gipfel
mit ewigen Schnee bedeckt ist und weithin gesehen werden kann.
Dieses Gebirge heißt der Libanon. Morgenländische Dichter
sagen vom Libanon, er trage den Winter auf seinem Haupte,
den Frühling auf seinen Schultern, in seinem Schoße den Herbst,
der Sommer aber schlummere zu seinen Füßen im lieblichen
Galliläa. Auf diesem Gebirge stand der berühmte Cedernwald,
von dem die heilige Schrift so oft spricht, dessen Bäume Salomo
zu dem Bau des Tempels benutzte. Es sind nur noch wenige
Bäume von dem einst so herrlichen Walde vorhanden, aber diese
erheben ihre Wipfel mächtig empor; einige beschatten einen Um-
kreis von mehr als hundert Fuß und haben bis an 40 Fuß im
Umfange. Auch die Steine zu dem Tempel nahm Salomo aus
diesem Gebirge. Gleichlaufend mit diesem Gebirge geht ein zwei-
tes. der Antilibanon.
Sowohl dem Libanon als dem Antilibanon entspringen Flüsse,
welche sich nach allen Weltgegenden hin ergießen. Der berühm-
teste dieser Flüsse, der Jordan, entspringt auf dem Antilibanon
und durchfließt das heilige Land von Norden nach Süden. Er
fließt wenige Meilen von seinem Ursprünge in den See Mer o m;
einige Stunden südwärts geht er durch eine fruchtbare Ebene in
den See von Genezareth. Nach einem Lause von 25 Meilen
ergießt sich der Jordan ins tote Meer, das die untergegan-
genen Städte Sodom und Gemorrha überflutet. Es ist ein
trauriges Gewässer, das tote Meer. Kein frisches Laub um-
grünt den öden Strand, kein Wasservogel durchfurcht seine
Fläche, und Fische, die der Jordan hineinführt, sterben alsbald.
Das Wasser ist salzig und bitter und hat einen Ekel erregenden
Geschmack. Dagegen hat die große Strecke, die der Jordan
oberhalb des toten Meeres durchfließt, meist fruchtbare Gegen-
den, und namentlich zeichnet sich die Umgebung des Sees Gene-
zareth durch Anmut und Fruchtbarkeit aus. Schöne Berghöhen
ragen rings empor, und an den Gestaden des klaren tiefen Sees
gedeihen Palmen, Feigen, Weinstöcke und Ölbäume; in keiner
Gegend Palästinas ist die Natur so reizend, als um diesen stillen,
ruhigen See, an dem unser Heiland mit seinen Jüngern so gern
verweilte. Überhailpt war Judäa in früherer Zeit ein ausge-
zeichnet fruchtbares Land. „Der Herr, dein Gott," sagt Moses
zu dem Volke Israel, „bringt dich in ein gutes Land, ein Land
mit Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die entspringen in
Thälern und ans Bergen; ein Land mit Weizen und Gerste und
Weinstöcken und Feigenbäumen und Granatäpfeln; ein Land mit
Kohls Lesebuch. 23