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1. Der Jugendfreund - S. 355

1887 - Düsseldorf : Schwann
355 fühlt sich nicht bald, und schwer versöhnlich ist das nach Rache dürstende Herz. Eine Beleidigung nicht rächen, gilt für entehrend, die Verpflichtung der Blutrache geht bis in das fünfte Geschlecht, und Verachtung trifft die, welche sic nicht erfüllen. Der Lebhaftigkeit seiner Gebcrden ent- spricht ein scharfer Verstand, der sich an schlagenden Witzen und sinn- vollen Sprüchen ergötzt. Sie lieben es, bei hellen: Mondscheine sich Märchen und Geschichten zu erzählen oder zu singen. Jünglinge und Mädchen wiederholen in Chören den vom Vorsänger gesungenen Vers, indem sie ihren Gesang mit Händeklatschen und allerlei Bewegungen des Körpers begleiten. Der Beduine tvohnt in Zelten, die aus Kamelhaaren gewebt sind. Seine Kleidung ist ein wollenes Hemd und ein Mantel, dessen tveiße und braune Streifen der Haut des Zebra nachgeahmt sind: seine Waffen bestehen in Schwert und Speer, Helm und Panzer, hier und da auch in Schießgewehren: seine Speise ist süße und saure Kamelsmilch, un- gesäuertes Brot, Butter, Datteln, Trüffeln der Wüste; sein Reichtum das Kamel und das edle Roß. 22. Ägypten. Ägypten ist von Kanaan, tvo Jakob wohnte, nur durch einen Teil des nördlichen Arabiens getrennt. Es ist das nordöstlichste Land von Afrika und hängt durch die Landenge Suez, welche zwischen dem mittellänndische und roten Meere oder dem arabischen Meerbusen liegt, mit Asien zusammen. Das Land wird der Länge nach von dem großen Nilflusse durchströmt, welcher sich in mehreren Armen in das mittelländische Meer ergießt. Durch diesen Fluß wird das Thal, welches er durchströmt, regelmäßig jeden Sommer übcrschwennnt und dadurch vermittelst des zurückbleibenden Schlammes überaus fruchtbar gemacht, so daß bei der heißen Beschaffenheit des Klimas in einem Jahre mehr- fache Ernten stattfinden, und ein großer Überfluß, besonders an ver- schiedenen Getreideartcn erzeugt wird. Nicht selten aber hat dieser faulende Nilschlamm auch die Pest verursacht, welche sich von Ägypten her schon öfter verheerend verbreitet hat. Die ausnehmende Fruchtbarkeit des Nilthals erklärt uns den frühern Anbau desselben, und dieser, so wie die eigentümliche Beschaffenheit des Landes selbst, die frühere Aus- bildung mehrerer Gewerbe, Künste und Kenntnisse in Ägypten, z. B- des Ackerbaues, des Kanalbaues, der Baukunst, der Mcßkunst u. s. w. Als Jakob mit den Seinigen dahin wanderte, war Ägypten schon ein geordneter Staat und zum Teil schon stark bevölkert. Schon vor länger als 3000 Jahren baute man Wohnungen aus gebranntenziegelsteinen oder gehauenen Felsstücken. Von der Beharrlichkeit und Kunst in Aufführung großer Bauwerke in einer Zeit, die über alle unsere Nachrichten hinausgeht, zeugen noch heute die Obelisken oder 50 bis 180 Fuß hohe, spitz zulaufende Säulen, oft aus einem einzigen Steine, der einige später, als die Römer- Herren von Ägypten waren, nach Rom gebracht und daselbst auf- gerichtet worden sind. Noch bewunderungswürdiger sind die Pyramiden, große viereckige, spitz zulaufende Gebäude, 200 bis 800 Fuß hoch, mit inneren Thüren und Fenstern. Sie dienten wahrscheinlich zu Grabmälern für die Könige; wenigstens hat man in ihnen viele einbalsamierte Leichname oder Mumien gefunden, deren man mehrere auch nach Europa gebracht hat. 23*
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