1887 -
Düsseldorf
: Schwann
- Hrsg.: ,, Kahl, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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schon einzelne deutsche Stämme, die in der großen Völkerwande-
rung aus Deutschland in die benachbarten Länder eingewandert
waren, so wie die Bewohner der damals unter römischer Herr-
schaft stehenden Rheinlande das milde, beseligende Licht des Evan-
geliums schon früher erhalten; aber im Innern Deutschland fing
dasselbe erst im 8. Jahrhundert an Wurzel zu schlagen. Heilige
für wahres Menschennwhl begeisterte Männer aus England,
Schottland und Irland unterzogen sich der gefährlichen Mühe, den
heidnischen Deutschen die Lehre des Gottinenschen zu verkünden.
Den Aposteln gleich fürchteten sie nicht die, die nur den Leib
töten können; sie suchten vielmehr, alle Hindernisse verachtend,
immer mehr Menscken dem zuzuführen, der allein der Weg, die
Wahrheit und das Leben ist, und freuten sich, wenn sie gewürdigt
wurden, um der Ehre Gottes Willen Schmach zu leiden. Unter diesen
Männern ragt besonders durch seine großen Verdienste der Eng-
länder Winfried hervor, welcher später den Namen Bonisacius
(Wohlthäter) erhielt. Sieben und dreißig Jahre lang (von 718 bis
755) arbeitete er unermüdet an der Ausbreitung des Christentums
in Deutschlands Gauen. Er lehrte in Thüringen, Bayern, Fries-
land, Hessen und Sachsen, oft mit großer Lebensgefahr. Einst aus
seinem Zuge durch Hessen trifft er bei Geismar eine Eiche von
ungewöhnlicher Größe, unter der die Heiden ihrem Donnergott zu
opfern pflegten. Um den Heiden zu zeigen, wie ohnmächtig ihre
Götter seien, beschließt Winfried, die Eiche umzuhauen. Nachdem
er zu den versammelten Heiden von dem einigen, allmächtigen
Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, und von seinem
Sohne Jesus Christus gepredigt hatte, hebt er schweigend seine
Axt empor, um die Donnereiche zu fällen. Da erwarteten die
Heiden, der Gott des Donners werde einen seiner Blitze herab-
senden und den Mann verderben; aber es geschah nicht. Mit
kräftiger Hand haut Bonisacius auf den Baum ein und krachend
stürzte er vor den Augen des erschrockenen Volkes nieder; da füllt
auch das Ansehen der heidnischen Götter, der Gott der Christen
hat gesiegt, und große Scharen des Volkes bekehren sich zum
Christenglauben. Auf der Stelle des ungeheuren Baumes pflanzte
er das Kreuz auf, und aus dem Holze der Eiche erbaute er zu
Ehren des Apostel Petrus eine Kapelle. — Am Spätabend sei-
nes Lebens, als siebenzigjähriger Greis, wollte er noch einmal
als Friedensbote zu den Friesen gehen. Der Herr segnete seine
Arbeit, viele bekehrten sich zu Christus. — Einst nun sollten die
Neubekehrten in der Gegend von Dockum das heil. Sakrament
der Firmung empfangen. Der festliche Tag erschien; das Früh-
rot sandte seine leuchtenden Strahlen auf die Erde, und die
Gläubigen erwarteten die heil. Stunde. Da stürzt plötzlich ein
Haufen wilder Heiden hervor; das Gefolge will zu den Waffen
greifen, aber Bonifatius verbietet Blut zu vergießen und wird