1887 -
Düsseldorf
: Schwann
- Hrsg.: ,, Kahl, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Armee". Sie bestand aus Franzosen, Deutschen aller Stämme,
Polen, Italienern, Schweizern, selbst Spaniern, im Ganzen aus
mehr als einer halben Million Krieger mit 1200 Kanonen. Die
Welt hatte wohl nie ein schöneres und besser ausgerüstetes Heer
gesehen. Napoleons Plan war, mit aller Macht in das Herz
Rußlands, nach Moskau, vorzudringen, die russische Armee durch
einige Schlachten zu vernichten und in Moskau den Frieden zrr
diktieren. Er schritt über den Niemen. Die Russen zogen sich
immer zurück und lieferten blos einzelne Gefechte. Die Bevölke-
rung der Dörfer wich dem französischen Heerzuge seitwärts in die
Waldungen aus und schaffte Vieh und Lebensmittel fort; es tra-
fen daher die Soldaten nur elende, größtenteils verlassene Ort-
schaften, in denen nur wenige ein Obdach fanden. In Folge des
langen Marsches, des Lagerns unter freiem Himmel bei jeder
Witterung, der ungenügenden und schlechten Nahrungsmittel rissen
Krankheiten ein, welche das Heer so schwächten, daß es im Au-
gust, als es am Dniepr, bei Smolensk ankam, gewiß schon um
ein volles Drittel schwächer war, als bei dem Übergang über den
Niemen. Smolensk verließen die Russen nach hartnäckigem Wi-
derstand, als die Stadt in Brand geschossen war (17. August).
Endlich hielt die russische Hauptarmee 30 Stunden westwärts
von Moskau bei dem Dorfe Borodiuo am Flusse Moskwa Stand,
wo sie eine vorteilhafte Stellung einnahm; sie zählte 136,000
Mann mit 640 Kanonen, gegen welche Napoleon am 7. Septem-
der nur noch 120,000 Mann mit 536 Kanonen in die Schlacht
führen konnte. Sie war mörderisch und kostete 40,000 Menschen
das Leben. Napoleon siegte; aber er vernichtete die russische
Armee nicht, die in guter Ordnung südwärts zurückwich. Am
15. September sahen Napoleons Krieger das große Moskau mit
seinen strahlenden Kirchen und Palästen vor sich. Sie zogen ein,
fanden aber die Stadt fast verödet; denn die meisten Bewohner
waren fortgezogen. Vorräte au Lebensmitteln und Kleidungs-
stosfen mangelten nicht; aber bald loderten da und dort Feuer-
säulen auf, und da wurde es Napoleon und seinen Soldaten
klar, das die Stadt von den Russen selbst angezündet worden sei.
Sie brannte vom 15. bis 21. September; so ging nicht nur
das Obdach für die Soldaten, sondern auch eine Masse von Le-
bensmitteln verloren. Napoleon glaubte zuversichtlich, der russische
Kaiser Alexander werde sich zu einem Frieden bereitwillig zeigen;
aber dieser hielt den sonst so schlauen Napoleon mit Unterhand-
lungen hin, welche er endlich mit der Erklärung abbrach: „So
lange noch ein Franzose auf dem Boden Rußlands steht, wird
kein Friede geschlossen!" Napoleon war nun zum Rückzüge ge-
zwungen; denn seine Armee war zu schwach, als daß er sich im
Innern Rußlands hätte halten und die notwendigen Lebensrnittel
durch Streifzüge hätte herbeischaffen können. Am 19. Oktober
Kahls Lesebuch. 26