1905 -
Straßburg
: Bull
- Hrsg.: Michel, M., Walter, W.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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(rfcy G. Buchgewerbe und chemische Ziidultrie.
Zimmrerzunft Buchdruckerzunst
Molsheim. Straßburg.
265. Ein Blättchen Papier.
<Em Blättchen Papier, weiß und mild,
ist oft das treueste, einzige Bild,
das der Mensch zurückläßt künftigen Zeiten,
da über seinen Staub die Urenkel schreiten.
Das Gebein ist zerstreut, der Grabstein
verwittert,
das Haus zerfallen, die Werke zersplittert;
wer weiß in der ewigen, großen Natur,
in der wir gewaltet, unsere Spur?
Neue Menschen ringen mit neuem Geschick,
keiner denkt an die alten zurück.
Da ist ein Blatt mit seinen bleichen
Tintenstrichen oft das einzige Zeichen
von dem Wesen, das einst gelebt und ge-
litten,
gelacht, geweint, genossen, gestritten;
und der Gedanke, dem Herzen entsprossen
in Schmerz oder Hust und tollen Possen,
sinkt hier nieder, und der Ewigkeit Kuß
verhärtet ihn zu einem einzigen Guß.
D, möge er geläutert in fernen Zeiten
wieder in die Herzen der Menschen gleiten!
Rosegger.
266. Die heimische Papierbereitung ehemals und heute.
ie Papierbereitung ist in unserm Lande schon sehr frühe
zu finden. Nachweislich bezog man bis zum Beginn des
i5. Jahrh, das Papier aus Italien und Burgund. 1452
wurde in Strafiburg an einem Planne eine Papiermühle
gegründet, welche bald weithin Papier versandte. Später wurde
vor der Stadt ein 2. Betrieb errichtet, welcher bald städtisches
Eigentum wurde. Das hier hergestellte Papier hatte als Wasserzeichen
das Stadtwappen. Das Straßburger Papier war weithin geschätzt;
eine Urkunde von 1527 rühmt von ihm, es sei in „teutschen Landen
nit des glichen zu befinden“. Im 16. und 17. Jahrh, war Strafi-
burg ein Hauptplatz für den Papierhandel. Nicht nur Ortsansässige,
sondern auch fremde Fabrikanten brachten Papier auf die Straßburger
Messe. Für eingeführtes Papier mußte an den Stadtsäckel Zoll
entrichtet werden. Ein weithin bekannter Papierhändler Strafiburgs
war der Buchdrucker Adolf Rusch, der den größten Teil Deutschlands
und Frankreichs mit Druckpapier versorgte. In Colmar wurde schon
im Anfange des i5. Jahrh, außerhalb der Stadtmauern eine