1908 -
Straßburg
: Bull
- Hrsg.: Michel, M., Walter, W.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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nod) gut erhalten sind und nach Farbe und Güte zu dem zu flickenden
Gegenstände passen.
Eine große Annehmlichkeit ist es für eine Hanssrau, wenn sie eine
Nähmasckiine besitzt. Dieselbe wurde im Jahre 1816 von dem Amerikaner
Elias Howe erfunden, hat aber inzwischen wesentliche Verbesserungen erfahren,
besonders durch Isaak Singer. Berühmt sind die amerikanischen und
englischen Maschinen; jedoch haben in ucurcr Zeit auch deutsche Fabriken
siä) mit der Anfertigung derselben besä)äftigt und durch vorzügliche Erzeug-
nisse die ausländischen erreicht, teilweise sogar übertroffen.
Bei guten Nähmaschinen kommt nur der Doppelsteppstich zur Anwendung.
Dieser Stick) wird mittels zweier Fäden hergestellt und ist einfach, schön und
haltbar. Der obere Faden führt von einer Spule, welche auf der Maschine
angebracht ist, durch Widerstände hindurch zur Nadel; der untere Faden
liegt aufgespult in einem Schiffchen, das durch einen Arm hin- und her-
bewegt wird. Der Stoffrücker oder Transporteur schiebt den Stoff nach
jedem Stich um dessen Länge weiter fort.
Wenn auch die Anschaffung einer Nähmaschine ziemlich viel Geld
erfordert, so macht sich dieselbe doch schon nach einigen Jahren bezahlt; denn
manche Arbeit, zu welcher die Hand vielleicht 10 Stunden Zeit nötig hätte,
bringt man mit der Maschine wohl in 1 Stunde fertig.
47. Lob der Nadel.
O, Nadel der Frauen, so lieblich zu schauen,
wie eilst du, wie fliegst du, wie fleißig bekriegst du
der Armut Beschwer! Wie führen behende
die zierlichen Hände den friedlichen Speer!
Wie die Schneide des Degens,
so blank und so blau
blitzt das Werkzeug des Segens,
die Nadel der Frau.
Der Degen zerstört,
die Nadel erschafft,
der Vorrang gebührt
der schaffenden Kraft.
Wie folgt ihr der Faden in fröhlichem Schwung!
Sie bessert den Schaden für alt und für jung;
mit emsiger Treue verschafft sie das Neue.
O Frau'n, euren Händen laßt niemals entwenden
das schöne Symbol, — es steht euch so wohl!