1908 -
Straßburg
: Bull
- Hrsg.: Michel, M., Walter, W.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Die Arbeiten im Spargelfelde sind in der Folge ungefähr dieselben
wie im 1. Jahre. Der Boden wird gedüngt, gehackt, vom Unkraut gesäubert, und
die schädlichen Käfer und Raupen werden vertilgt. Als Dünger benutzt man am
besten Schaf- oder Pferdemist, dem Superphosphatgips und Kainit beige-
geben werden kann. Da der Spargel Kochsalz liebt, ist der Abtrittdünger
ebenfalls zu empfehlen. Die Düngung erfolgt am besten in der 2. Hälfte
des Winters. Wenn im März schönes Wetter eintritt, der Boden gut
abgetrocknet ist, und die Wurzeln gehörig mit Dünger gesättigt sind, bearbeitet
man den Acker ein wenig mit dem Karst. Alsdann räumt man von
jeder Pflanze sorgfältig die Erde fort und entfernt alle abgestorbenen Triebe
dicht an der Krone des Wurzelstocks, so daß keine Überreste verbleiben, welche
für das Treiben des Spargels hinderlich werden könnten. Wenn die
Kronen antreiben wollen, wird das Häufeln vorgenommen.
Das Ernten der Spargeln kann bei Nenanlagen vom 3. Jahre
an erfolgen, allein mit großer Zurückhaltung; im 4. Jahre hat man schon
eine volle Ernte. Bei richtiger Pflege kann ein Spargelfeld 12—15 Jahre
lohnend sein, von da ab werden die Erträge immer geringer. Die Spargel-
ernte beginnt je nach der Witterung gewöhnlich im April und hält bis Ende
Juni an. Jedoch ist es von Vorteil, die Erntezeit nicht allzulang aus-
zudehnen; man sichert sich dadurch eine schönere Ernte für das folgende
Jahr. Das Pflücken geschieht am besten mit der Hand. Man beseitigt an
den Häufchen sorgfältig die Erde bis zur Ansatzstelle der Pfeifen. So nennt
man die fleischigen, saftigen, weißlichen oder blaßrötlichen Sprossen, welche
aus dem Wurzelstock kommen und sich später über der Erde zu einem ästigen,
etwa 1,5 m hohen Stengel ausbilden. Diese Pfeifen erfaßt man ziemlich
unten mit dem Daumen und dem Zeigefinger und bricht sie durch einen
kurzen Druck dicht an der Spitze des Wurzelstocks weg. Als mittlern Ertrag
rechnet man auf la 9—12 kg. 1kg wird im Durchschnitt mit 0,80^
bezahlt.
169. Berühmte Spargelorte in Elsatz-Loth ringen.
Nicht ohne Recht rühmt man Elsaß-Lothringen als ein herrliches Land.
Mit seinen gesegneten Gefilden gleicht es, dank seiner Fruchtbarkeit und des
Fleißes seiner Bewohner, einem wohlgcpflegtcn Garten, welcher fast alle
Pflanzen der gemäßigten Zone in der Fülle zahlreicher Arten und in
üppigem'wachstum aufweist. Auch köstliches Gemüse bringt das Land in
Menge hervor, so den überaus wohlschmeckenden, gesunden Spargel. Obwohl
ursprünglich ein Fremdling, gedeiht er doch im Reichslaud stellenweise in
trefflicher Weise. 3 Orte, 2 im Elsaß, der 3. in Lothringen gelegen, sind
ihres Spargclbaus wegen weit berühmt.
Im nordöstlichen Teile des Landkreises Straßburg, nur wenige Minuten
von der Eisenbahnlinie Straßburg-Weißenburg entfernt, liegt das freundliche
Baueradorf Hördt mit gleichnamiger Haltestelle. Die Gegend ist vollkommen