1908 -
Straßburg
: Bull
- Hrsg.: Michel, M., Walter, W.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
212
manchmal ab. Bei Oberbronn im Kreis Hagenau ist eigentümlich, daß jeder
Stock 2 Schenkel ausweist, wobei jeder seinen besondern Pfahl hat. In
der Umgegend von Thann findet man hie und da eine Anlage mit Latten,
wie dies in: Rheingau üblich ist. Das Brenschtal weist stellenweise den
Zapfenschnitt nach lothringer Art ans, und bei Weißenburg endlich ist der
Kammcrbnu auf wagerechten, nach allen Richtungen der Zeilen liegenden
Latten üblich. Die Stockweite beträgt in: Elsaß durchschnittlich etwa 1 m.
In Lothringen werden die Reben im allgemeinen niedrig gezogen.
In der Gegend von Vic und Chlteau-Salins betrügt die Zwischenweite der
reihenweise gepflanzten Reben etwa '/z m. Jeder Stock besteht nur aus
einem Stamm mit höchstens 2 Ästen. Das feine Gewächs wird lang
geschnitten. Es erhält eine Gerte von etwa 12 Augen. Dieselbe wird
gewöhnlich gebogen und an: Stamm oder Pfahl angebunden. In Weinbergen
mit Drahtbau zieht man die Gerte wagerecht; selten läßt man noch einen Zapfen
stehn. Die gewöhnlichen Sorten schneidet man halblang ans 5—6, das grobe
Gewächs kurz auf 2-3 Augen. Bei jeden: Schnitt, ob kurz oder lang, wird
immer der schönste Trieb, den man „Marien" nennt, an den etwa 1 V5 m
langen Pfahl des Stocks aufgebunden. Dieser Trieb dient als Sangast
und Ersatzbogcn fürs nächste Jahr; die übrigen Triebe werden eingekürzt
und zur Seite nnsgcbrochen.
Ans dem rechten Moselufer findet man den eigentümlichen Knfenban.
Die Stockweite beträgt nahezu 1 'Z m. Jeder Stock hat 6, 9, ja sogar bis
12 Äste, welche wagerccht an: Boden auseinander liegen. Jeder Ast wird,
je nach der Traubensorte, auf Zapfen, Tragrebe oder Bogen geschnitten.
Zur Unterstützung erhält ein jeder einen Pfahl. Auf diese Weise bildet sich
um den eigentlichen Stock ein Kreis, der sich jedes Jahr etwas ausdehnt.
Der Knfenban ist kostspielig, bringt aber sehr reiche Erträge.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß in: Reichslande der Oberlinsche
Drahtban infolge seiner Billigkeit und sonstigen Vorzüge die bisher üblichen
Pfahlanlagen mit Recht nach und nach verdrängt.
176. Von den Rebsorten in Elsaß-Lothringen.
In beiden Landsteilen sind zahlreiche Rebsorten zu finden. Sie gliedern
sich nach der Güte und Feinheit des von ihnen gelieferten Weins in
2 Gruppen. in edles und in gemeines Gewächs. Das erstere liefert die
feinen Edel-, letzteres die beliebten Tisch- oder sog. Zwickerweine. Reiner
Satz von Edelgewüchs in größerer Menge ist an wenigen Orten zu
finden. Zerstreut findet er sich in den meisten Weinbergen, wird aber selten
besonders, vielmehr mit den: gemeinen Gewächs gelesen.
An Edelsorten weist das Elsaß folgende ans:
1. Riesling. Beere weiß, selten rot. Er hat hellgestreiftes Holz
mit nahestehenden Augen, mittelgroße, runde Blätter mit ziemlich tiefem