1918 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Wandel-regeln.
im Genusse. Mische dich nicht in Händel und Streitigkeiten. Sei nicht
empfindlich und nimm nicht jedes Scherzwort übel auf; mit Heiterkeit
und Frohsinn ertrage die Schwächen anderer; sie müssen ja die deinigen
auch ertragen. Erhebe dich nie über sie, spotte ihrer nicht und suche
vielmehr ihre Fehler zu verdecken oder wenigstens zu entschuldigen.
Sei höflich und dienstfertig gegen jedermann, ohne für jeden
Liebesdienst Lohn zu empfangen. Den wohlerzogenen Menschen
erkennt man an seinem Benehmen; er macht sich die Herzen der
Menschen geneigt, ihn schätzt jedermann; dagegen ist jede Art von
Roheit auch am Handwerksgesellen widerwärtig und verhaßt. Aber
merke wohl: zwischen Höflichkeit und Vertraulichkeit ist ein großer
Unterschied. —
Gehe unter deinen Nebenmenschen stets gerade, offene und ehr-
liche Wege, hasse die Schleichwege, denn sie verraten ein unredliches,
unehrenhaftes, falsches Herz. Denke nie ohne Not und ohne Grund
Arges von deinem Nebenmenschen. Der Argwohn ist ein böser Schelm.
Sprich von deinen Mitkameraden hinter ihrem Rücken nichts Böses;
sage ihnen lieber freundlich und offen, was du gerne anders wünschtest,
sie werden es lieber von dir selbst hören, als durch andere.
Sei vorsichtig in deinen Äußerungen über öffentliche Angelegen-
heiten und amtliche Personen und ebenso vorsichtig in der Wahl
deiner Gesellschafter und Freunde; schenke nur solchen Leuten dein
Vertrauen, deren Rechtschaffenheit du erprobt hast. Knüpfe ja keine
Bekanntschaften an, die dir nichts nützen, wohl aber schaden und
deiner ganzen Zukunft Gefahr bringen; denn nicht jeder, der dich
Freund nennt, ist dein Freund in Wirklichkeit. Hast du das Glück,
einen wahren Freund gefunden zu haben, dann achte ihn und ver-
meide alles, was ihn dir wieder entreißen könnte. Gewiegte Freund-
schaft ist kostbar, aber selten.
Lerne dich selbst überwinden; denn je mehr du dich selbst
beherrschen kannst, desto leichter wird dir der Verkehr, der Um-
gang mit andern werden. Gehe denjenigen Menschen aus dem Wege,
welche alles tadeln. Der eigentliche Grund ihrer Unzufriedenheit
liegt in ihnen selber; denn wer mit Gott im Frieden ist, ist es auch
bald mit sich selbst und sucht auch den Frieden unter seinen Mit-
menschen zu erhalten. —
Böse Gesellschaften verderben gute Sitten und rauben das Ver-
trauen anderer zu uns. Ein Weiser sagt: „Sage mir, mit wem du
umgehst, so werde ich dir sagen, wer du bist; weiß ich, womit du
dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.“ Ein ge-
wisses Mißtrauen wird dich schützen, daß du nicht die Beute ver-
schlagener Gauner wirst. — Hüte dich vor Ohrenbläsern, denn diese
sind schlechte Leute, sind Schurken, stiften Feindschaft und Zwie-
tracht. Verwandt mit ihnen sind die Schmeichler. Viele Menschen
lassen sich leider ganz von ihrem persönlichen Vorteile leiten und
verfallen dadurch leicht in das Laster der Schmeichelei. Traue daher
am wenigsten denjenigen, welche dich zu oft in das Gesicht loben,
welche dir schmeicheln, oder sich gar zu angelegentlich in deine
Nähe drängen. Jede Wirtshausfreundlichkeit mußt du mit saurem
Schweiße bezahlen; sei deshalb auf der Hut. frau, schau, wem?