Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 1 - S. 58

1918 - Essen : Bädeker
58 Trübe und frohe Stunden. uns, ihren Eltern! Könntest du leben, Lienhard, und sehen, wie dein Niklas, dein Jonas, wie dein Liseli und dein Anneli, o Gott! — verstoßen an fremden Tischen Brot suchen müßten? Ich würde sterben, wenn ich das sehen müßte!" So sagte Gertrud, und Tränen flössen von ihren Wangen. Und Lienhard weinte nicht minder. „Was soll ich tun? Ich Unglück- licher! Was kann ich machen? Ich bin noch elender, als du weißt, — o Gertrud, Gertrud!" — Dann schwieg er wieder, rang seine Hände und weinte laut. „O Lieber, verzage nicht an Gottes Erbarmen. O Teurer, was es auch sein mag, rede, daß wir uns helfen und raten!" — Gertrud und Lien- hart faßten nun neue Entschlüsse für die Ordnung ihres Hauses und für die Bildung ihrer Kinder zu allem Guten; Lienhards Mut stärkte sich wieder. 2. Ein Mann, der seine Freude in seinem Hanse findet. Der Maurer Lienhard, der am Morgen ausgegangen war, kehrte wieder zurück zu seiner Frau. Diese hatte geeilt, ihre Samstagsarbeit zu volleuden, ehe ihr Mann wieder zurückkäme. Sie hatte die Kinder gekämmt, ihueu die Haare geflochten, ihre Kleider durchgesehen, die kleine Stube gereinigt und während der Arbeit ihren Lieben ein Lied gelehrt. „Das müßt ihr dem lieben Bater singen, wenn er heimkommen wird", sagte sie den Kindern, und die Kinder lernten gern, was den Vater freuen würde, wenn er heimkäme. Mitten in ihrer Arbeit, ohne Mühe, ohne Versäumnis, ohne Buch sangen sie es der Mutter nach, bis sie es konnten. Und da der Vater jetzt heimkam, grüßte ihn die Mutter und sang dann, und alle Kinder sangen mit ihr: „Der du von dem Himmel bist, Alles Leid und Schinerzen stillest, den, der doppelt elend ist, doppelt mit Erquickung füllest, — ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede, komm, ach komm in meine Brust!" Eine Träne schoß Lienhard ins Auge, da die Mutter und die Kinder alle so heiter und ruhig ihm entgegen sangen. „Daß euch Gott segne, ihr Lieben! Daß dich Gott segne, du Liebe!" sagte er mit inniger Bewegung zu ihnen. „Lieber", antwortete Gertrud, „die Erde ist ein Himmel, wenn man Frieden sucht, recht tut und wenig wünscht." Lienhard: „Wenn ich eine Stunde diesen Himmel des Lebens, den Frieden im Herzen genießen werde, so hast du ihn mir gegeben. Bis in Sen Tod will ich dir danken, daß du mich rettetest, und diese Kinder werden es dir danken, wenn du einst gestorben sein wirst. O Kinder, tut doch immer recht und folgt euerer Mutter, so wird's euch wohl geheu." I. H. Pestalozzi.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer