1918 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Die Naturkräfte im Dienste der Menschen.
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schufen Ebene gleichlaufenden Richtung. Es verhält sich dann
die Kraft zur Last, wie die Höhe der schiefen Ebene zur
Länge derselben. Man gewinnt daher bei der schiefen Ebene um
so mehr an Kraft, je kleiner der Winkel ist, unter welchem die schiefe
Ebene geneigt ist. Aber während die Last nur um die Höhe der
schiefen Ebene gehoben wird, hat die Kraft die ganze Länge derselben
zu durchlaufen.
Im nahen Zusammenhange mit der schiefen Ebene steht die
Schraube. Die Last wirkt bei derselben in der Richtung der Achse
der Schraubenspindel, die Kraft aber an dem Ende eines Hebelarmes.
Wird dieser einmal umgedreht, so wird die Last um den Abstand zweier
Schraubengänge fortbewegt. Die Kraft verhält sich daher zur
Last, wie der Abstand zweier Schraubengänge zu dem
Umfange des Kreises, welchen bei der Umdrehung das
Ende des Hebelarmes durchläuft. Wenn nun auch die wirkliche
Leistung hinter der so berechneten Wirkung wegen der sehr großen
Reibung um ein beträchtliches zurückbleibt, so gehört doch die Schraube
zu denjenigen mechanischen Vorrichtungen, durch welche ein besonders
großer Gewinn an Kraft erzielt wird.
Die im vorhergehenden behandelten Maschinen, der Hebel, die
Rolle, die schiefe Ebene und die Schraube, werden einfache Ma-
schinen genannt. Alle anderen Maschinen sind entweder auf dieselbe
zurückführbar oder aus ihnen zusammengesetzt. Für alle Maschinen
ohne Ausnahme aber gilt das Gesetz: Was an Kraft gewonnen
wird, geht am Wege verloren. Nach Dom und Koppe.
111. Die Naturkräfte im Dienste der Menschen.
Von jeher hoben die Menschen danach gestrebt, sich die Arbeit zu er-
leichtern und die Naturkräfte in den Dienst der menschlichen Bedürfnisse zu
stellen. Schon bei den auf der niedrigsten Stufe der Kultur stehenden
Völkern finden wir die Ausnutzung der Tiere für die Fortschaffung der Waren,
für die Bestellung des Ackers und für die Zwecke des Krieges und der Jagd.
Mit der zunehmenden Gesittung und Bildung wandte sich die er-
finderische Tätigkeit der Ausnutzung der in der Natur in unerschöpflicher
Fülle aufgespeicherten Kräfte zu. Zunächst benutzte man für eine lange Reihe
von Jahrhunderten nur die Kraft des bewegtenwassers und des Windes.
Gegenüber der tierischen Kraft bieten Wasser- und Windkräfte den großen
Vorlest, daß sie keiner Pflege bedürfen. Indes ist ihre Benutzung großen
natürlichen Beschränkungen .unterworfen. Wasserkräfte bieten sich dem Menschen
nur da, wo Betriebswasser und Gefälle in hinreichendem Maße vorhanden
sind; Windkräfte hangen in hohem Maße von der Witterung ab und lassen
oft gerade dann im Stich, wenn die Kraft am dringendsten zu brauchen wäre.
Indessen hat sich das Menschengeschlecht mit Wind- und Wassermotoren Jahr-
tausende beholfen. Die Folge davon war, daß sich die Industrie meist an
den Flußläufen ansiedelte, und zwar als Kleinbetrieb oder Hausindustrie.
Dies wurde jedoch anders, als eine dritte, gewaltige Kraftquelle in
den Dienst des Menschen gezwungen wurde, das ist die Wärme. Sie er-
zeugt den Wasserdampf, und dieser ist es, welcher heute die unzähligen Dampf-
maschinen treibt. Die Großindustrie entstand nun; durch Eisenbahnen und