1918 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Frankreichs Kriegserklärung an Preußen. — Der Sieger v. Wörth, 6. Aug. 1870. 297
so viel darüber hören müssen, daß er es künftig lassen wird, und Du kannst
beruhigt sein; ich glaube kaum noch an eine wirkliche Schlacht."
169. Frankreichs Kriegserklärung an Preußen.
Der unterzeichnete Geschäftsträger Frankreichs hat in Ausführung
•der Befehle seiner Begierung die Ehre, Sr. Excellenz dem Herrn Minister
der auswärtigen Angelegenheiten Sr. Maj. des Königs von Preußen
folgende Mitteilung zur Kenntnis zu übermitteln: Die Regierung Seiner
Majestät des Kaisers der Franzosen hat sich, da sie den Plan, einen
preußischen Prinzen auf den Thron Spaniens zu^erheben, nur als ein
gegen die Sicherheit Frankreichs gerichtetes Unternehmen betrachten
kann, genötigt gesehen, von Sr. Majestät dem Könige von Preußen die
.Zusicherung zu verlangen, daß sich ein solcher Plan mit seiner Zustimmung
nicht würde verwirklichen können. Da Se. Majestät der König von
Preußen sich geweigert hat, diese Versicherung zu geben, und im Gegen-
teil dem Botschafter Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen zu erkennen
gegeben hat, daß er für diesen wie für jeden anderen Fall sich die
Freiheit, je nach den Umständen zu handeln, vorzubehalten entschlossen
■sei, so hat die Kaiserliche Regierung in der Erklärung des Königs einen
•sowohl Frankreich wie auch das europäische Gleichgewicht bedrohenden
Hintergedanken erkennen müssen. Diese Erklärung ist noch verschärft
worden durch die den Kabinetten gemachte Mitteilung von der Weigerung,
■den Botschafter des Kaisers zu empfangen und in irgendwelche neue
Verhandlungen mit ihm zu treten. Daher hat es die Regierung ihrer
Kaiserlichen Majestät für ihre Piiicht erachtet, alsbald für die Verteidi-
gung ihrer Ehre und ihrer gefährdeten Interessen Sorge zu tragen und
betrachtet sich, entschlossen infolge der ihr bereiteten Lage, alle für
diesen Zweck ihr gebotenen Maßregeln zu treffen, von jetzt an als im
Kriegszustände mit Preußen. Der Unterzeichnete hat die Ehre, Sr.
Excellenz die Versicherung der vorzüglichsten Hochachtung auszusprechen.
Berlin, den 19. Juli 1870. Le Sourd.
170. Der Sieger von Wörth, 6. August 1870.
.... Während das alles geschah und das siegreiche Heer teils in ge-
schlossenen Kolonnen vorüberflutete, teils in aufgelösten Haufen das eroberte
Dorf ausplünderte, erscholl plötzlich von Wörth herauf ein unbeschreibliches
Getöse. Es mußte wieder etwas Neues, Außerordentliches im Anzuge sein.
Die Soldaten sprangen, wie von elektrischem Feuer entzündet, zu allen Häusern
und Höfen hinaus, stellten sich in Reih und Glied und bildeten auf beiden
Seiten der Straße eine undurchdringliche Mauer. Ich stand auf der Haus-
treppe. „Was ist denn?" — „Der Kronprinz kommt! Der Kronprinz
kommt!" — Ich kann nicht sagen, wie diese Nachricht meine Seele durch-
zuckte .... ich rief meinen Leuten: „Schnell heraus, der Kronprinz von
Preußen kommt!" Und das Getöse dringt immer näher, und das Triumph,
geschrei wird immer größer . . . Jetzt sind sie im Unterdorf. . . horch, wie sie
jubeln!" gebt acht! jetzt biegen sie um die brennende Kirche . . . Die Trommeln
wirbeln, die Siegeslieder brausen — eine ungeheuere Begeisterung flammt
durch die Reihen ... alle Häupter sind entblößt, die Matzen fliegen hoch